Schlagwortarchiv für: Abschied von unseren Tieren

Für alle Engel…

die uns begleitet haben… die unsere Lehrer und treuesten Freunde waren…

die uns verändert haben… für immer… tief in unseren Herzen wohnen…

für all die Freude und all die unvergesslichen Augenblicke, die sie uns geschenkt haben…

Für diese Engel, die für immer neben uns gehen werden… und uns wie Sterne den Weg leuchten…

die uns Hoffnung geben… und unsere Seele zum Tanzen bringen…

wenn wir glauben, wenn wir fühlen… wenn wir sehen…

Seelen, die zusammengehören, können sich nicht verlieren.

Es ist das Licht… es ist die Liebe, die uns verbindet… für immer.

(Sylvia Raßloff)

Ich habe heute eine Sterbebegleitung…

Ein sentimentaler Tag. Berührung und Erinnerung. Ja, es ist immer ein Abschied, denn er gehört zum Leben… und auch ich musste mich oft verabschieden. Jedes Jahr um diese Zeit denke ich an die Vergangenheit, Familie, Heimat, die ich damals bei Nacht und Nebel verlassen habe… nicht wissend, wann wir uns wiedersehen. „Abschied für länger…“ und doch immer verbunden. Es ist immer ein Abschied… Veränderung. Das Leben ist ein Fluss… und jeder Abschied, jeder Neubeginn, hat uns stärker gemacht, auch wenn es nie leicht war. Vertraue, du bist nicht allein…

In diesem Sinne… Genießt die Zeit, die Augenblicke… Sie sind es, die uns mit der Ewigkeit verbinden…

(Für Daniela & Pepa <3)

Manchmal denke ich zurück… an die vielen Fälle, die ich im Laufe der Jahre bereits hatte, in denen ich die Tierkommunikation jetzt schon mache. Ich trage sie alle in meinem Herzen… doch einige bleiben besonders in Erinnerung, weil sie mich so tief berührt haben… wie das Gespräch mit Eachann ♥, der nach einem Weideunfall ganz unerwartet eingeschläfert werden musste. Er wurde nur 10 Jahre alt… Viel mehr wusste ich damals nicht, außer, dass er in einem großen Offenstall stand, in dem er auch aufgewachsen war und ich hatte die Fragen von seinem Frauchen, die völlig verzweifelt war, aufgrund dessen, was passiert ist und dass er so plötzlich aus dem Leben gerissen wurde… Ob er glücklich war…? Ob er noch was sagen möchte…? Sie, die ihn so unglaublich geliebt hat… ja, noch nie so eine tiefe Verbindung zu einem Pferd gespürt hatte, wie zu ihm… sie wollte sich einfach noch bedanken für die Zeit… „Ich werde dich immer in meinem Herzen behalten…“

„Als ich mit Eachann Kontakt aufnehme, sehe ich ihn, wie er über eine Wiese galoppiert, spüre seine Beine, seine Kraft…

Plötzlich stolpert er, kommt aus dem Takt, wird langsamer und steht, atmet, ist erschöpft… es geht nicht mehr weiter. „Der Weg ist zu Ende.“ Er muss sich hinlegen, kann nicht mehr stehen, nicht mehr gehen. Bleibt liegen und ich sehe nur noch einen großen kräftigen Körper auf der Erde liegen. Da ist kein Leben mehr.

Und plötzlich erhebt sich aus diesem Körper ein anderer Körper, eine Gestalt, ein Phönix – wunderschön dunkel gesund kräftig elegant – mit langer dunkler Mähne (ich habe Gänsehaut…) und steigt hinauf ins Licht mit seinen fast durchsichtigen Flügeln… Wiehert, schüttelt den Kopf, wie, um sich von allem alten zu befreien und er wirkt so stolz, so erhaben und… so glücklich.

Er sieht mich kaum an und verschwindet langsam in der Ferne… irgendwo am Horizont, wo Himmel und Erde sich vereinen. Oh, Eachann ist eine große Seele und ich bin selten so jemandem begegnet. Ich bin total geflasht von diesem Moment.

Später treffe ich ihn für unser Gespräch noch einmal. Er kommt mir auf einer großen Wiese entgegen. Dieses Mal sehe ich keine Flügel mehr. Er ist ganz entspannt, lässt sich Zeit, schnaubt, bleibt vor mir stehen und senkt vertrauensvoll den Kopf, ganz nah an meinem Bauch und ich kann seinen Atem spüren. Es ist ein wunderbarer Moment.

Ich möchte wissen, was geschehen ist und er zeigt mir Bilder, wo ich sehe, dass er sehr aufgebracht ist, den Kopf hoch reißt. Es scheint mir, als gibt es einen Konkurrenten, jemand Neuen? Auf der Weide. Es gibt Unstimmigkeiten. Die Pferde jagen sich gegenseitig. Die Stimmung ist aufgeheizt. Eachann hat einen guten Stand und er lässt sich nicht die Butter vom Brot nehmen.

Er will es klären, will es wissen. Ist mutig und stolz, sehr selbstbewusst. Jeder muss sich einordnen und die Ordnung ist ihm wichtig. Er möchte, dass alles geregelt ist. Das war seine Aufgabe. Er liebte es, draußen zu sein, die Jahreszeiten, die Natur. Den Wind, den Regen, die Sonne, einfach alles hautnah zu spüren und zu erleben. Es war schön, ein wildes, freies Dasein und dafür dankt er Ihnen sehr!!!

„Es hat niemand Schuld.“ sagt er. „Ihr habt keine Schuld! Alles ist vorherbestimmt. Alles ist gut, wie es kommt. Ich wurde gerufen! Wir alle werden irgendwann gerufen und manchmal muss man aufhören, wenn es am schönsten ist.“ (Ich sehe Bilder, dass einige Menschen in Aufruhr sind und gelaufen kommen und dann neben ihm kauern.)

… Doch er hat nur dich gesehen. Du legst einen Umhang/”eine Decke voller Liebe” über ihn… und es ist alles gut. Von da an ist alles gut! Es war, als hätte er nur auf diesen Augenblick gewartet, um gehen zu können… “Bitte mach dir keine Sorgen, mir geht es gut! Ich bin da… ich bin überall, ich bin frei wie der Wind… ich bin bei dir und wenn du gehst, kannst du meine Schritte neben dir hören.

Ich weiß, dass du sie hörst! Dass du an mich denkst, jeden Tag, jede Sekunde, jede Minute und ich bin ganz nah bei dir, so wie früher… mein Kopf in deinen Händen und mein Atem auf deiner Haut. Wem erzählst du jetzt deine Sorgen? Erzähl sie mir! Ich kann dich hören! Weine nicht! Bitte! Unsere Liebe verbindet uns für immer… und wir werden uns wieder finden!”

Er tritt einen Schritt zurück von mir und ich schaue auf den Boden, da liegt ein Hufeisen. Ich weiß nicht, was es bedeutet, aber es hat einen symbolischen Wert für dich! Als ich wieder aufschaue, ist er verschwunden. Ich sehe Eachann in der Ferne laufen und wiehern und den Kopf schütteln… und er läuft und läuft, ohne den Boden zu berühren, so leicht… und verschwindet im Nebel am Horizont.

Danke Eachann!“

„Liebe Frau Raßloff,

vielen Dank, dass Sie mit Eachann gesprochen haben. Es hat mir gut getan zu wissen, dass es ihm gut geht, auch wenn seine Abwesenheit immer noch sehr schmerzhaft für mich ist.

Eachann ist auf dem Hof zur Welt gekommen und aufgewachsen, auf dem er bis zuletzt untergebracht war. Er war lange als Hengst auf der Weide und später in einer großen Herde im Offenstall mit direktem Zugang zu großen Koppeln. Er war meist umringt von einer Horde Ponys, die ihn alle abgöttisch geliebt haben. Er hat sich immer sehr gesorgt um seine Herde und aufgepasst. Er war so ein wahnsinnig offenes und liebevolles Pferd und hat sein Lebensglück mit allen geteilt, war immer offen für Neues und hat sich immer gefreut, auch in der Halle zu arbeiten und Neues zu lernen, ein Tänzer unter dem Sattel. Und er war wirklich ein sehr stolzes Pferd, voller Energie, hat überall seine Lebensfreude versprüht.

An diesem Tag war die ganze Herde auf der Koppel und eben ein neues Pferd dabei mit dem er sich schon am Tag zuvor über den Zaun hinweg angelegt hatte. Es kam vermutlich zum Streit und er hat einen heftigen Tritt auf sein Hinterbein abbekommen. Wirklich gesehen hat es aber keiner. Es war ein offener Bruch und er musste eingeschläfert werden. Ich kam erst später hinzu, weil ich den Anruf nicht bemerkt hatte. Und da waren natürlich einige Menschen in Aufregung. Er meint vermutlich mich. Ich kam auf den Hof gerannt, wusste erst nicht was wirklih passiert war, noch in der Erwartung, dass er bei den Krankenboxen sei, bin dann auf die Koppel gerannt, der Rest hinter mir her, um mich abzuhalten.

Er lag dann auf der Koppel, sah so friedlich aus… Es war so ein rießen Schock für mich, ich habe mich sehr lange dazu gelegt und geweint. Es war kalt an dem Tag, die Besitzerin des Hofes hat mich irgendwann zugedeckt. Abends wurde er in die Scheune gebracht, ein Bekannter hat mit mir ein schamanisches Abschiedsritual gemacht, wir haben viele Lichter angezündet, er wurde geräuchert und ich habe mich von ihm verabschiedet (oder es zumindest versucht), ihm erzählt wie schön es mit ihm war, von glücklichen  Momenten erzählt…

Vielleicht meint er das mit dem Mantel der Liebe. Ich habe die ganze Nacht bei ihm gewacht, ich habe ihn noch so sehr gespürt, er war noch so nah, es war wunderschön und so hart zugleich seinen Körper noch mal zu spüren und ihn so friedlich zu sehen. Es mag komisch klingen, aber es war für mich das Richtige in diesem Moment. Ich hab irgendwann gespürt, dass seine Seele den Körper/den Raum oder ähnliches verlassen hat, es war sehr unheimlich. Ich war dann noch bis zum Morgen bei ihm.

Seinen Kopf hat er immer geschüttelt, wenn er auf der Koppel getobt hat und mit seinen Kumpels gespielt hat. Mit seinem Freund Cid hat er immer wilde Kopfspiele gemacht. Dort konnte er gallopieren wie ein Weltmeister, unter dem Sattel war dies unsere Herausforderung. Ich musste immer schmunzeln, wenn er auf der Koppel so ganz ohne Anstrengung Galoppwechsel hingelegt hat, manchmal fast schon Galopppirouetten im Spiel…

Er war einfach meine große Pferdeliebe, ich hab ihm immer alle Sorgen anvertraut, er hat dann immer ruhig dagestanden und seinen Kopf an mich geschmiegt. Sein Tod war wirklich hart für mich und hat mir den Boden unter den Füßen genommen. Eachann war alles für mich, hat mir so viel gegeben. Ich habe ihn vor 4 Jahren eingeritten, ihn seither geritten und habe ihn erst im Januar endlich kaufen können, hatte mich natürlich auf eine lange Zeit mit ihm gefreut. Aber ich weiß auch, dass er will, dass ich wieder glücklich werde und mich des Lebens freuen kann. Ich denke mal, dass soll das Hufeisen bedeuten.

Ich danke Ihnen von Herzen für das Gespräch! Es hat mir sehr geholfen!

Herzliche Grüße

Anna“

Fast täglich spreche ich mit Menschen, deren Tiere sehr krank sind oder die ihre Tiere verloren haben… spüre ihren Schmerz, ihre Trauer, ihre Hilflosigkeit… Viel zu oft ist es der Fall, dass die Tiere plötzlich, ohne Vorwarnung gehen – oft zu jung, um zu sterben – eine schwere Krankheit, ein schlimmes Ereignis sie aus dem Leben reißt… Mein Engel heute Nacht und das Licht… ist für so Viele, die ich begleite, begleitet habe, bei ihnen bin… Für alle, die wachen, die Sorgen haben… die Jemanden vermissen… Ich sende euch eine Umarmung ♥

“Manchmal ist es so schnell vorbei….

Manchmal ist heute schon die Erinnerung von morgen… Augenblicke… werden zu Bildern der Vergangenheit… Berührung zur Sehnsucht… Ich hab doch eben noch dein Fell gespürt?… deinen Geruch gerochen? Plötzlich sind sie… Engel… irgendwo… doch hier nur der tote Körper. Kalt. Gestern noch… warst du da…

Und wir dachten, wir hätten noch ewig Zeit… Wir denken immer… wir haben noch ewig Zeit… Dinge zu erledigen, zu verzeihen, zu reden, zu berühren, zu lieben… ZU Leben.

Es kann so schnell vorbei sein… und wir können nichts zurückholen… Nur die Erinnerung… Die Sehnsucht… Der Schmerz bleibt… das Bedauern… die verpassten Gelegenheiten. Deshalb sollten wir tanzen und lachen und Feten feiern, über die Stränge schlagen… mit denen, die wir lieben… das Leben leben und alles in uns aufsaugen, so sehr es nur geht! Jeden Augenblick, jeden wunderbaren Moment… denn Egal, wie groß oder klein die Pfoten sind…

Bereits, wenn wir ihnen begegnen, wissen wir, dass sie uns nur eine gewisse Zeit begleiten werden… Weil sie Engel sind… die gerufen werden… zurückzukehren… irgendwann… und immer zu früh… Dass sie Flügel haben… wie sehr sie uns unterstützt und getragen haben, merken wir dann… wie unendlich tief wir fallen, wenn sie gehen.”

(© Sylvia Raßloff)

“Der morgige Tag oder das nächste Leben… was zuerst kommt, wissen wir nie.” (Tibetisches Sprichwort)

Das Ticket zum Land hinter der Regenbogenbrücke

Den Telefonhörer noch in der Hand, stehe ich da und weiß, dass nun die Zeit des Abschieds gekommen ist… Eigentlich hatte ich das Ticken der Uhr, des letzten Countdowns, schon die ganze Zeit gehört, wenn ich meinen über alles geliebten Hund die letzten Wochen beobachtete… Hoffte, dass ich mir die Beschwerden, die sich auf seinem Gesicht spiegelten, wenn er sich vorsichtig seine Position auf seinem Liegeplatz suchte, nur einbildete. Im Nachhinein gesehen gab es viele Hinweise. Ja, er war alt geworden und eigentlich war die Untersuchung reine Routine, redete ich mir ein, doch ich hatte gespürt, dass etwas nicht stimmte. Nun habe ich das Ticket zum Land hinter der Regenbogenbrücke bekommen und niemand kann mir sagen, wann der Flug für die lange Reise nach Hause starten würde. Noch klingen die Worte des Tierarztes in meinem Ohr. Es sei schwer, zu sagen, wie lange es dauert… wie lange das Leben noch erträglich sein würde, bevor es erbärmlich wird für meinen Hund… für meinen treuen Wegbegleiter. So viele Jahre… denke ich, während Tränen über meine Wangen laufen, als hätten sie nur auf diesen Augenblick gewartet.

So oder ähnlich beginnt für viele von uns die Zeit des Abschieds. Bereits, wenn wir ein Tier zu uns holen, wissen wir, dass es uns nicht unser ganzes Leben lang begleiten wird. Doch für die Bereicherung, die wir durch unsere Tiere erfahren, sind wir bereit, unsere Herzen zu verschenken, wohl wissend, dass sie irgendwann unweigerlich gebrochen werden. Mit den Jahren, die unser Tier ganz selbstverständlich an unserer Seite ist, wächst unsere Liebe und unsere Bindung zu ihm mehr und mehr, und wir versuchen tapfer, die ersten weißen Härchen zu ignorieren, hoffen, dass das Unausweichliche noch Jahre entfernt ist. Irgendwann müssen wir aufwachen, aus diesem Traum, werden unsanft geweckt… durch eine Diagnose oder dass unserem Tier plötzlich die Beine versagen… und mit einem Mal sehen wir vor uns einen alten Hund mit weißem Gesicht und trüben Augen, der doch eben noch ganz jung gewesen war… Von diesem Zeitpunkt an müssen wir uns mit dem Tod auseinandersetzen, ob wir wollen oder nicht.

Es ist die Zeit, vor der wir uns so lange gefürchtet hatten… die Zeit der stillen Dialoge, die Zeit der Gedanken und Erinnerungen. Es reicht, einfach nur beisammen zu sein und die Gegenwart des anderen zu spüren, sich jede Kleinigkeit einzuprägen, wie es sich anfühlt, um es festzuhalten, für die Zeit danach… wenn der, der da neben uns geht, irgendwann nur noch im Geiste bei uns sein wird. Wir möchten die Zeit zurückdrehen, haben das Gefühl, dass es noch so viel zu sagen gibt, möchten uns für Fehler entschuldigen, die wir machten, als wir es damals, vor langer Zeit, einfach nicht besser wussten… und plötzlich kommt die Angst, dass die Zeit nicht reichen wird… denn der Tod sitzt auf unserer linken Schulter und die Uhr tickt unaufhaltsam weiter.

Der richtige Zeitpunkt

Eines Morgens wache ich auf und gehe verschlafen in die Küche. Plötzlich beginnt mein Herz zu rasen, als ich merke, dass mein Hund mir nicht wie gewohnt gefolgt war. Ich beruhige mich erst, als ich ihn entspannt schlafend in seinem Bettchen vorfinde, weil er einfach nur den Wecker nicht gehört hatte. Was wäre, wenn er jetzt tot gewesen wäre? Wir haben uns doch gar nicht verabschiedet… Es war doch noch nicht der richtige Zeitpunkt! Doch gibt es tatsächlich einen richtigen Zeitpunkt für das Sterben? Kommt der Tod nicht immer zu früh oder zu spät oder einfach zur falschen Zeit?

Lange versuchen wir mit allen Mitteln, den Tod von uns und unseren Lieben fernzuhalten, sind scheinbar zu beschäftigt, bis er plötzlich vor der Tür steht, wie ein Dieb in der dunklen Nacht. Die Tatsache, vielleicht über Leben und Tod unseres treuen Begleiters entscheiden zu müssen, bereitet uns große Probleme. „Werde ich es wissen, wenn der Zeitpunkt gekommen ist?“ ist eine der Fragen, die wir uns immer wieder stellen. Auf gar keinen Fall möchten wir ihn leiden lassen, ihm große Schmerzen und einen unwürdigen Tod ersparen. Der Wunsch, dass unser altersschwacher Gefährte eines Tages einfach tot auf seinem Lieblingsplatz liegt und uns die schwerste aller Entscheidungen abnimmt, geht leider selten in Erfüllung.

In den meisten Fällen ist das Sterben keine einfache Sache. Oft ist es eine lange Leidenszeit, in der wir früher oder später unserem Tierarzt die Frage stellen „Soll ich ihn nun von seinem Leiden erlösen?“ Wir brauchen Hilfe, weil wir so eng mit unserem Tier verbunden sind, dass wir nicht mehr klar sehen können. Tatsächlich ist es die größte Schwierigkeit, bei der Pflege eines sehr kranken oder alten Tieres, ein klares Bild von ihm zu behalten, da unsere Herzen es verwischen möchten. „Ist mein Tier bloß alt und gebrechlich oder leidet es? Hat es trotz aller Einschränkungen noch Lebensqualität… oder ist das Dasein zur Qual geworden? Sind da Schmerzen und wenn ja, inwieweit ist es noch erträglich?“ sind die Fragen, auf die wir verzweifelt eine Antwort suchen.

Tatsächlich ist es ein Privileg unserer Tiere, dass sie von ihrem Leiden erlöst werden können, wir ihnen ein schreckliches Ende ersparen können. Die Vorstellung, unser Tier auf einer nächtlichen Fahrt in die Tierklinik qualvoll sterben zu sehen, ist unerträglich. Glücklich schätzen können wir uns, wenn wir in dieser Situation einen Tierarzt haben, der uns und unser Tier schon viele Jahre kennt, mit dem wir vertrauensvoll all unsere Fragen und Ängste besprechen können. Aber auch der intuitive Einblick in das Wohlbefinden unseres Tieres mithilfe der Tierkommunikation kann zusätzlich eine große Hilfe sein. Manchmal ist es überraschend, zu hören, wie gut die Tiere mit Alter und Krankheit umgehen und dass sie noch gar nicht daran denken, sich zu verabschieden. Tiere müssen nicht in jedem Fall von ihren Leiden erlöst werden. Sie sind sehr wohl imstande, ihren eigenen Tod zu wählen. Ein Tier im Sterben zu begleiten, kann ein sehr erfüllendes Erlebnis und eine tiefgreifende Erfahrung sein.

Doch oft bestätigt sich unser Gefühl, dass unser Tier bereits alles gegeben hat, des Kämpfens müde ist und mehr als bereit ist, zu gehen. Es ist wichtig, diese letzte Entscheidung nicht nur vom Kopf her zu treffen, denn der Kopf mit seinem brillanten Verstand hat hier nichts zu suchen. Nur das Herz weiß um den richtigen Zeitpunkt. Angesichts des Leidens ist der Kopf schnell bereit, zu handeln, während das Herz etwas länger braucht. Hier hilft es, sich Zeit zu nehmen, bei seinem Tier zu sein, sich hineinzufühlen, die Stille zuzulassen und ganz tief in sich hineinzuhören, denn Abschiednehmen und Loslassen ist ein wichtiger Vorgang… und wer es schafft, sein geliebtes Tier wirklich gehen zu lassen, erleichtert diesem das Sterben. Die Tiere sind oft so eng mit uns verbunden, dass sie in eine große Unruhe und Verzweiflung geraten, wenn sie spüren, dass wir noch nicht bereit sind, sie gehen zu lassen.

Wir sollten uns von niemandem drängen lassen und wenn es irgend geht, die Umstände, unter denen wir Abschied nehmen, bestimmen können, um das Leben unseres jahrelangen Begleiters nicht von jetzt auf gleich in einer Box in der Tierklinik zu beenden. Denn in dieser Phase heißt es, sehr behutsam vorzugehen und im Zweifelsfall immer zu warten, bis wir mit den Gedanken im Reinen sind und auch das Herz soweit ist, da durch eine vorschnelle Entscheidung Schuldgefühle zurückbleiben können, die uns noch lange schwer belasten. Warten heißt nicht, nichts zu tun und der Verantwortung auszuweichen, sondern sich intensiv mit dem Tod und dem Verlust auseinanderzusetzen, um dann ehrlich, gesammelt und mit dem Herzen Abschied nehmen zu können, dem Tier die Erlaubnis zu geben, sich von dieser Welt zurückzuziehen!

Verabredung im Universum

Eine Freundin saß nach dem Tod ihres Hundes unter Tränen bei ihm und befreite seine Pfotenballen von verfilzten Fellknoten, die sich in den letzten Wochen durch seinen schlurfenden Gang, zu dem ihn seine körperlichen Gebrechen gezwungen haben, gebildet hatten. Warum hatte sie das nicht bemerkt? Es war ihr das Wichtigste, in diesem Moment, dieser letzte Beweis ihrer Liebe, bevor sein Körper für immer in der Erde begraben sein würde. Die anderen Hunde der Familie nahmen, nachdem sie ihn noch einmal neugierig beschnüffelt hatten, keinerlei Notiz mehr von ihm, als wollten sie sagen „Es ist gut. Die Seele hat sich auf den Weg gemacht. Das da ist nur noch eine leere Hülle.“

Ich weiß, dass unsere Tiere mehr sehen und wahrnehmen können von der anderen Welt. Vielleicht ist das auch der Grund, warum Tiere weniger Angst vor dem Tod haben, als wir Menschen. Die Tiere wissen um die tiefe Bedeutung von Leben und Sterben als Teil des normalen Kreislaufs in der Natur. Sie wissen, wann es Zeit ist, zu gehen. Oft sind sie so ruhig und gefasst, wenn der Zeitpunkt gekommen ist, sich von dieser Welt zu verabschieden, dass man sich genau in dem Moment ganz sicher ist, dass sie um diese – mit unserer heutigen Wissenschaft nicht nachweisbare – geistige Dimension wissen, wo noch viel spannendere Abenteuer auf uns alle warten, wenn wir unseren physischen Körper verlassen.

Wenn wir uns entschieden haben, den letzten Gang mit unserem Tier zu gehen, es ohne Kampf und weitere Schmerzen gehen zu lassen und in aller Ruhe Abschied genommen haben… alles gesagt haben, was wichtig war, breitet sich eine fast unwirkliche – mit dem bloßen Verstand kaum fassbare – friedliche Atmosphäre aus. Wir halten unser Tier in den Armen und es gibt keine Zweifel mehr. Der letzte Blick unseres Gefährten ist ruhig und vertrauensvoll… als begrüße er den Tod als Befreiung seiner Seele, bevor die letzte Spritze den letzten Atemzug aus dem über alles geliebten Körper entweichen lässt. Und ganz plötzlich, als hätte jemand einen Schleier weggenommen, liegt vor uns der wunderschöne makellose Körper unseres Tieres, als wäre es um Jahre verjüngt… all die Zeichen von Krankheit, Schmerz und Alter, sind wie weggewischt… als würde es nur schlafen, friedlich und entspannt, zum letzten Mal.

Das ist der Augenblick, in dem uns eine tiefe Gewissheit erfüllt, dass es richtig war. „Ja, heute war ein guter Tag zum Sterben.“ Ganz leise mischt sich in die Trauer auch Erleichterung. Das war der Moment, den wir so lange gefürchtet, mit so vielen Tränen erwartet hatten. Irgendwann wird es immer weniger weh tun im Herzen… Dankbar werden wir zurückdenken an jeden Augenblick, den sie bei uns gewesen sind. Irgendwann…

Die Frühlingsblumen blühen und ich sitze in der Nähe deiner letzten Ruhestätte, denke an die bedingungslose Liebe, die du mir jeden einzelnen Tag deines Lebens geschenkt hast. Was würde ich dafür geben, dich noch einmal zu umarmen, dein weiches Fell zu spüren… Ich weiß, dass es nur dein Körper ist, der da kalt und steif in der Erde liegt. Das bist nicht mehr du. Deine Seele, sie ist jetzt dort, wo es keine Schmerzen mehr gibt. Auf den grünen Wiesen dort irgendwo im Himmel… in dieser unsichtbaren Welt, von der die Menschen erzählen, die diese Grenze zwischen Leben und Tod schon einmal überschritten haben, dass es dort so wunderschön ist, dass man gar nicht mehr zurückkehren möchte. Es ist diese andere Ebene der Existenz, aus der wir in unsere sichtbare Welt inkarnieren… und in die wir nach unserem Tod wieder zurückkehren…. Es ist unser aller wahres Zuhause.

Viele Menschen berichten davon, dass sie ihre Tiere noch lange, nachdem sie gegangen sind, sehen, hören und fühlen können. Auch ich höre oft noch deine Krallen auf dem Boden hier im Haus, kann den typischen Geruch deines Fells riechen… Und wir treffen uns nachts in meinen Träumen. Da stehst du wieder vor mir, mit wedelnder Rute und leuchtenden Augen. Dein Fell hat einen wunderschönen Glanz und du lachst mich an, wie früher… forderst mich zu unserem alten Spiel auf. Und wenn ich aufwache, bin ich mir sicher, dass du noch da bist und dass sich unsere Seelen wieder finden werden, hier oder irgendwo da draußen… im Land hinter der Regenbogenbrücke.

© Sylvia Raßloff

Dieser und weitere Artikel von mir sind im Jahr 2014 in der Hundezeitschrift „Your Dog“ (http://www.your-dog.at/) erschienen.