Vielleicht sollten wir viel öfter einfach das tun, was uns glücklich macht, und nicht das, was andere von uns erwarten. Vielleicht sollten wir wieder den Mut haben, so zu sein, wie wir sind und niemandem, uns selbst eingeschlossen, etwas vorzumachen… Vielleicht sollten wir uns wieder an unser Inneres Kind erinnern, wieder frech und wild und wunderbar sein… wieder staunen, lachen und uns richtig freuen können … wieder verzaubert sein, über einen winzigen Augenblick … die Wunder der Natur und die Schönheit aller fühlenden Wesen sehen. Vielleicht sollten wir nicht mehr so Vieles einfach hinnehmen und uns gegen Ungerechtigkeit auflehnen … Mehr Gefühle zulassen, um uns einfach wieder spüren zu können und uns berühren zu lassen … Vielleicht sollten wir öfter ein bisschen mehr geben, statt zu nehmen … öfter etwas netter sein, als unbedingt notwendig … Und vielleicht sollten wir uns vornehmen, einfach niemals aufzugeben, wenn es um unsere Ziele und Wünsche geht, denn solange wir noch Träume haben… spüren wir, dass wir leben!

© Sylvia Raßloff

Es heißt, dass wir auf unserer letzten Reise, in dem Augenblick, in dem wir aus diesem Leben scheiden, am Ende eines Tunnels stehen, vor einem hellen, wunderbaren Licht. Und dass wir einen Film sehen über uns. Eine Rückschau auf unser Leben. Die, die schon einmal diese Grenze zwischen Leben und Tod überschritten haben, erzählen, dass sie überrascht waren, denn es sind nicht die Szenen, die wir erwarten würden – die bedeutenden Meilensteine unseres Lebens – auch nicht die materiellen Dinge, die wir erreicht haben – sondern kleine Momente des Glücks, die uns vielleicht nie so aufgefallen sind, Augenblicke, die uns am meisten berührt haben, aber längst vergessen waren und vor allem die Situationen, in denen wir aus reiner Liebe gehandelt haben.

Nein, Glück ist kein Ding. Dinge bleiben nicht in Erinnerung. Manch einer mag sich vielleicht glücklich schätzen, sich endlich DAS Handy seiner Träume, einen großen Fernseher oder endlich sein Traumauto leisten zu können… Ja, jeder hat andere Träume und es ist schön, sie zu verwirklichen. Wenn sie wirklich glücklich machen… Doch meistens dienen diese Dinge nur vordergründig dem Glück… Die angesagte Handtasche, die teure Sonnenbrille, die neuesten Schuhe… Ist es Glück? Für manche ja. Doch wie lange hält es an? Tragen wir jeden Tag wieder diese wahnsinnstolle Handtasche mit uns herum und denken „Was bin ich glücklich!!!“? Leider überholt sich dieses „Glück“ viel zu schnell, denn drumherum bleibt alles, wie es ist. Es gibt neue Dinge, ein neues Glück, nach dem wir streben, um vielleicht am Ende festzustellen, dass wir ewig auf der Suche sein werden… Es ist ein ganz schöner Druck, immer das Neueste und Beste haben zu müssen. „Wenn du nichts mehr willst, entlässt dich der Druck, in den dich deine Wünsche gestellt haben…“ Ja, es ist ganz schön befreiend, wenn man nicht unbedingt dies oder das haben MUSS. O.k. Schön, wenn ich es habe… Und wenn nicht, ist auch gut! Was für eine innere Freiheit ist das! „Gelassensein auf Habenmüssen“ sozusagen :-) . Fühlt sich gut an!

Doch was ist dann das Glück? Glück ist kein Ding. Es ist ein Gefühl… tief drinnen im Herzen. Ein Gefühl von Nichts mehr wollen und Nichts vermissen. Es ist Verzaubertsein in Momenten, die viel zu schnell vorbei sind. Es sind Erlebnisse und Augenblicke, die oberflächlich betrachtet, oft ganz klein und unbedeutend scheinen. Ein Vogelzwitschern, ein Schmetterling. Berauscht sein von Stille und einfach SEIN. Es sind die Begegnungen mit Menschen und Tieren, die uns berühren und die uns wirklich glücklich machen… Und an die wir uns erinnern werden, wenn wir alt sind. Und vor allem ist Glück all das, was wir aus reiner Liebe tun… „Wer andere glücklich macht, wird glücklich!“ Es stimmt! Ich bin es.

© Sylvia Raßloff

Eigentlich müssten wir doch glücklich sein

in unserer modernen hochtechnisierten Welt,

wo scheinbar alles möglich ist, wir alles kaufen können?

Stattdessen sind wir Getriebene,

auf der ewigen Suche

nach unserem verlorenen Selbst,

besuchen Yoga-Kurse, machen Selbstfindungstrips

in die entferntesten Gegenden der Welt,

sehnen uns nach wahren Gefühlen, nach Liebe,

Nähe, Geborgenheit, Ehrlichkeit, Vertrauen

und die Rückkehr zur Langsamkeit,

zum Jetzt, in dieser hektischen egoistischen Welt.

Doch der Schlüssel zur Heilung

liegt manchmal gar nicht so weit weg.

Wir finden ihn überall da, wo Tiere sind,

im einfachen Zusammensein, der Nähe zu ihnen!

Denn sie sind die wahren Heiler,

unsere Verbindung zur Natur, zum Göttlichen

und letztendlich zu uns selbst,

zu all dem, was wir verloren glaubten…

© Sylvia Raßloff

 

Irgendwann in unserem Leben mit Tieren kommt der Tag, an dem wir unausweichlich feststellen müssen, dass unser Tier ALT ist. Lange haben wir versucht, die kleinen Zeichen zu ignorieren, die grauen Härchen um die Nase haben schließlich auch schon ganz junge Hunde… Oder täuscht das Licht?

Doch dann ganz plötzlich, fast wie über Nacht, wachen wir auf aus unserem Traum, dass alles einfach immer so bleibt, wie es ist, sehen ganz deutlich den grauen Schleier, der sich über Fell und Augen gelegt hat. Oder wir werden herausgerissen aus dieser unbeschwerten gemeinsamen Zeit, wenn unser Liebling plötzlich beim Rennen mit den Hinterbeinen wegknickt, langsamer von seiner Decke aufsteht oder auf das Rascheln der Leckerlietüte in der Küche nicht reagiert. Vielleicht werden wir uns auch erst durch den Tierarzt, der uns besorgt beiseite nimmt, der Endlichkeit des Lebens bewusst…

Spätestens dann fangen wir an, unsere Tiere ganz anders anzusehen! Liebevoll streift unser Blick über ihren Körper, wir suchen nach Bestätigungen für ihr Wohlbefinden oder auch nach Anzeichen der Krankheit, die in ihnen tobt. Sorgenvoll beobachten wir jede kleine Veränderung, jede Appetitlosigkeit macht uns Angst. Und während er da so im Garten liegt, möchten wir jeden Sonnenstrahl einladen, die müden Glieder unseres Weggefährten zu erwärmen, das Licht bitten, mit seiner unendlichen Kraft jede Faser des geliebten Körpers zu durchströmen.

Wir wählen die Wege sorgsamer als früher, die Berge weichen kleinen Hügeln. Es sind langsamere Spaziergänge, auf denen wir unseren Gedanken nachhängen – anders als früher-, ruhen unsere Augen sanft auf seinem Körper, prägen sich jede Kleinigkeit, jede Stelle ein, um sie festzuhalten, für die Zeit danach. Jede Zelle unseres Körpers ist so eng mit dem anderen verbunden, verkörpern unser gemeinsames Leben, die vielen Erlebnisse und Erinnerungen… „Immer warst du dabei!“ … und es tut schon fast weh, auch nur daran zu denken, dass der, der da neben uns geht, irgendwann nur noch im Geiste bei uns sein wird.

Wir ertappen uns dabei, dass wir ängstlich nachschauen, wenn er morgens mal nicht erwartungsvoll neben uns steht. Beruhigt stehen wir dann neben seinem Bett und beobachten das entspannte Heben und Senken der Brust eines tief schlafenden Hundes, der in letzter Zeit öfters den Wecker verpasst. Wir geben in jedes Essen, das wir von nun an bereiten, so viel Liebe mit hinein, werden wählerisch, achtsam, möchten all die guten Sachen hineingeben, die den Zeitpunkt in unendliche Ferne rücken könnten…

Immer öfters kommt es vor, dass unser geliebtes Tier mit abwesendem Blick irgendwo in einer anderen Welt zu sein scheint, als ob es schon mal dort drüben auf den grünen Wiesen schnuppert… „Komm, erzähl mir von dort, wo wir uns irgendwann wieder sehen!“ möchten wir sagen. Es braucht keine Worte mehr, wir verständigen uns über lange Blicke, in denen wir tief in den Augen des anderen versinken. Ohne zu zwinkern tauchen wir ein in einen Dialog, der so oft die unausgesprochene Frage enthält: „Was mach ich, wenn du nicht mehr hier bist?“ Und es kommt die Antwort: „Aber ich bin noch hier.“ „Aber du musst irgendwann sterben?!“ Und zurück kommt: „Wir alle müssen irgendwann sterben!“ … So gelassen, dass wir gleichzeitig lachen und heulen könnten.

Wir haben das Gefühl, dass es noch so viel zu sagen gibt und plötzlich kommt die Angst, dass die Zeit nicht reichen wird. Denn der Tod sitzt auf unserer linken Schulter und die Uhr tickt unaufhaltsam weiter, für uns, die wir mit Tieren zusammen leben und diese in der Regel auch überleben werden. Aber auch unsere eigene Uhr tickt unaufhaltsam! Wenn jemand diese unsere Uhr an die Wand hängen würde, genau da hin, wo wir sie immer sehen können, und sie würde von einem statistisch zu erwartenden Lebensalter an rückwärts ticken, dann würden wir jede Sekunde unseres Lebens plötzlich als so wertvoll erachten, wie sie ist. Wir würden nicht so viel Zeit einfach vergeuden, sondern versuchen, jeden Augenblick das Beste draus zu machen… wie unsere Tiere!

Die Zeit mit unseren alten Tieren ist etwas ganz Besonderes! Es ist eine Zeit der Erkenntnisse, die wir durch ihre unendliche Weisheit über uns und über das Leben erfahren! Wir sollten jeden gemeinsamen Tag, jede Stunde genießen, denn heute ist nicht der Tag, also sind wir einfach dankbar und glücklich über jeden weiteren!

© Sylvia Raßloff

 

Fast täglich spreche ich mit Menschen, die ihre Tiere verloren haben, spüre ihren Schmerz, ihre Trauer, ihre Hilflosigkeit… Viel zu oft ist es der Fall, dass die Tiere plötzlich, ohne Vorwarnung gehen, zu jung, um zu sterben, eine schwere Krankheit, ein schlimmes Ereignis sie aus dem Leben reißt, ohne, dass wir uns vorbereiten konnten oder uns richtig von ihnen verabschiedet haben. Viel zu früh… sagen wir fassungslos, aber… ist es eigentlich nicht immer zu früh? Wir alle wollen, dass unsere Tiere ewig leben, verdrängen den Gedanken an den Zeitpunkt des Abschieds, bis der Tod urplötzlich vor der Tür steht. Der Schock sitzt hier besonders tief und es dauert sehr lange, bis wir damit zurechtkommen… wünschen uns so sehr, die Zeit zurückdrehen und alles nochmal intensiver zu erleben. Wenn wir nur gewusst hätten, dass uns zusammen nicht so viel Zeit vergönnt sein wird… Wir alle wissen bereits, wenn wir ein Tier zu uns holen, dass irgendwann der Zeitpunkt kommt, wo wir sie gehen lassen müssen… früher … oder später. Wann dies ist, ob die Tiere jung sterben oder uralt werden dürfen, steht in den Sternen geschrieben und vielleicht ist es vorherbestimmt… doch eines ist sicher:  Wir sollten die Zeit mit ihnen genießen, solange sie bei uns sind, jede Stunde, jede Minute als so wertvoll erachten, wie sie ist!

© Sylvia Raßloff