Sie sind die Verlorenen, die Geschlagenen, die Schwachen, die Alten und die Kranken… Die Tapferen… die Überlebenden… . Wenn du bei ihnen bist, ist Nichts mehr wichtig. Alles ist gut. Und du fragst dich, warum du gejammert hast? Die kleinen Unwägbarkeiten, Wehwehchen und Hindernisse in deinem Leben verschwinden im Nichts. Das Gedankenkarussell kommt zum Stillstand. Einfach nur Sein. Es fühlt sich so gut an… Und plötzlich weißt du, was Glück bedeutet. Es bedeutet Leben! Ohne Not! Ohne Schmerzen! Es bedeutet Geborgenheit und Liebe. Der Frieden, den du hier spürst, ist ein Geschenk. Du kannst nicht aufhören, zu Staunen über so viel Gelassenheit und Vertrauen, so viel Tapferkeit und unendliche Weisheit, weil du ihre Geschichten kennst. Ihre körperlichen Gebrechen. Doch die Vergangenheit ist vorbei und jeder Augenblick ein Geschenk. Sie nehmen, was das Leben ihnen gibt und genießen es in vollen Zügen! Nein, sie wollen kein Mitleid… sie haben unseren Respekt verdient! Und so sitze ich unter ihnen und bewundere diese großartigen Wesen und bin plötzlich nicht mehr nur ich, einfach nicht mehr wichtig… Ich bin voller Liebe und Wärme, die sie mir schenken, einfach so – im Vorübergehen und immer wieder – und mir wird klar, dass sie die wahren Heiler sind!

Wenn du Erfüllung suchst… Geh zu den Tieren.

Wenn du nach Antworten suchst… Geh zu den Tieren.

Dann weißt du, was dir gefehlt hat.

© Sylvia Raßloff

Weil sie ihr Leben und ihre ganze Kraft den Tieren widmen, weil sie für die Tiere ihre Zeit, ihr Geld und ihr Heim zur Verfügung stellen, weil sie zu jeder Zeit sofort losfahren , wenn ein Tier Hilfe braucht, weil sie die Ärmsten der Armen an ihr Herz drücken, weil sie immer wieder das Versprechen geben, einer Seele zu helfen, egal, wie widrig die Umstände sind, weil sie traumatisierte Tiere – wenn nötig – mit ins Bett nehmen und ihnen sagen „Du bist jetzt in Sicherheit!“, weil sie Wunden pflegen, Schmerzen lindern, trösten, Häufchen wegmachen und manchmal auch den schweren Gang des Abschieds mit Tieren gehen müssen, wenn das Leiden zu groß ist, weil sie jeden Tag aufstehen und die Kraft finden, weiterzumachen, weil sie nicht verzagen aufgrund der Flut derer, die Hilfe brauchen, weil sie Kranke und Verletzte zum Tierarzt bringen, auch wenn sie manchmal nicht wissen, ob das Geld reicht, weil sie nicht wissen, wann sie das letzte Mal Urlaub hatten oder auch nur ein Essen mit Freunden, weil sie  auf sämtliche Annehmlichkeiten des Lebens verzichten, weil sie die Hoffnung nicht aufgeben, für die Tiere ein schönes Zuhause zu finden und weil sie sich immer wieder verabschieden müssen, von Seelen, die sie gerettet, gesund gepflegt und geliebt haben, und somit wieder ein Platz frei wird für ein weiteres Tier, das Hilfe braucht, weil jedes Mal ein Stück ihres Herzens mitgeht, weil es ihnen das Herz bricht, wenn sie „Nein“ sagen müssen, wenn das Geld nicht reicht und alle Möglichkeiten erschöpft sind… Deshalb brauchen sie unsere Unterstützung, finanziell und vor allem moralisch, zu wissen, dass es Viele sind, die hinter ihnen stehen…!

© Sylvia Raßloff

Sylvia mit HundenIch weiß nicht, wie es angefangen hat. Wer diese Liebe zu Tieren und ganz besonders zu den Hunden in mein Herz gepflanzt hat. Vielleicht war es Bim. Das erste Hundebuch, das mich tief geprägt hat. Weißer Bim, Schwarzohr. Vielleicht war es, weil diese Geschichte kein Happy End hatte, weil Bim sterben musste, nach seiner langen Odyssee auf der Suche nach seinem Herrchen, der plötzlich schwer erkrankt ins Krankenhaus kam. Er starb im Transporter der Tierfänger, weil die böse Nachbarin ihn nicht mehr ins Haus ließ, als er am Ende schwer verletzt wieder dort auftauchte. Sein Herrchen kam zu spät… Daran kann ich mich erinnern. Und daran, dass mich das Buch und die Treue dieses Hundes lange beschäftigt hatte. Dass es mich sehr traurig gemacht hat, was es für böse Menschen gibt. Ich habe davon geträumt, mit den Kindern zusammen nach Bim zu suchen,  weil ich ihn retten wollte. Habe mir vorgestellt, wie die Geschichte anders ausgegangen wäre, wenn, ja wenn doch nur alles anders gewesen wäre und es viel mehr Menschen geben würde, die das Schicksal eines Hundes auf der Straße nicht kalt lässt.  Es gab einfach nichts, das mich trösten konnte und ich habe lange Zeit damit zu kämpfen gehabt. Bim hat mir das Herz gebrochen.

Als ich klein war hatte ich Hamster und einen Wellensittich. Doch seit ich denken kann, wünschte ich mir einen Hund. Jeder Weihnachtswunschzettel enthielt diesen einen innigen Wunsch. Ich führte sämtliche Hunde der Nachbarschaft aus. Ich klingelte an Haustüren fremder Leute und bettelte darum, ihren Hund ausführen zu dürfen. Susi, Bobby, Rocky… die heute schon lange hinter der Regenbogenbrücke rumtollen, haben mich begleitet. Ich habe ihnen Kunststückchen beigebracht und bin stolz mit ihnen durch die Gegend spaziert, habe ihnen meine Geheimnisse und Sorgen anvertraut. Manchmal war es ein regelrechter Wettlauf mit der Zeit, wer als erstes da war, meine Freundin oder ich, um einen Hund abzuholen. So verrückt war ich nach Hunden. „Oh, den Bobby hat gerade jemand abgeholt.“  Mist! Als ich 10 war und alles Einsen auf meinem Zeugnis hatte (Das war das erste und einzige Mal.) habe ich ihn dann bekommen. Meinen ersten Hund „Porky“. Ein brauner Cockerspaniel.

Wir haben uns als Kinder ganz alleine um ihn gekümmert, weil meine Mutter den ganzen Tag arbeiten musste. Er war überall dabei. Er hatte sogar ein selbstgemachtes AC/DC –Halsband aus Leder – schwarz mit roten Buchstaben – die nie gehalten haben. Porky hat furchtbar an der Leine gezogen, ist öfters ausgebüchst und hat auch sonst so ziemlich gemacht, was er wollte. Aber Hundeschule in dem Sinne wie heute gab es damals noch nicht. Ich erinnere mich noch an die Spaziergänge im Schlosspark, wo eine große Hundegruppe sich regelmäßig traf. Und an Frau Grünewald, eine freundliche ältere Dame, die mal Boxer gezüchtet hat und die uns Kindern wertvolle Tipps gab. Im Winter haben die Erwachsenen immer wieder an Weggabelungen angehalten und ein Schnäpschen ausgepackt, jeder hatte sein Glas dabei und so ging es Reih rum. Es wurde viel gescherzt und gelacht. Die Hunde spielten und wir Kinder standen und hörten uns die Geschichten der Erwachsenen an. Es war eine schöne Zeit. Doch leider war es uns nicht vergönnt, Porky lange bei uns zu haben… Und wieder zog es mich zu den Tieren.

Es begann „meine Zeit im Tierpark“, den es bei uns in der Nähe gab. Ich verbrachte meine ganze Jugend dort. Wir waren fast jeden Nachmittag da. Und am Wochenende auch. Meine Freundin Susi und ich. Wenn es Hitzefrei gab und  andere nach der Schule schnurstracks ins Bad gingen, fuhren wir mit dem Fahrrad in die „Fasanerie“, um zu helfen, die Tiere zu tränken.  Eimer schleppen. Ausmisten. In der Futterküche Futter zubereiten. Wir haben richtig schwer gearbeitet und halfen begeistert bei allem, was anfiel, nur, um bei den Tieren zu sein. Wir haben uns heimlich auf die Pferde gesetzt.  Ohne Sattel, weil wir durften ja nicht ohne Aufsicht reiten, haben wir Ausflüge durch den Wald gemacht. Kichernd haben wir die Stallhalfter unter den Pullovern versteckt und sind zur Koppel gelaufen, um anschließend einen riesen Anschiss zu kassieren, weil Hosenbeine voller Pferdehaare uns verraten haben. Ich habe in die Mähne von Silka, „meiner“ Haflingerstute, meine ersten Liebeskummertränen geheult und meinen ersten Kuss hinten in der Pferdekutschengarage bekommen. Ich habe Ziegen melken gelernt und Pokern im Aufenthaltsraum über der Futterküche.

Es war eine wunderbare Zeit, die mich sehr geprägt hat und die Tiere sind es auch, die mich als meine Lehrer und Begleiter dahin gebracht haben, wo ich heute bin. Doch es war Bim, der weiße Bim mit dem schwarzen Ohr, dessen Geschichte mich nie mehr los ließ, und vielleicht ist er der Grund, dass es mich auch immer wieder dorthin zieht, wo Tiere unseren Schutz und unsere Hilfe brauchen. Manchmal glaube ich, dass jeder, der Tieren helfen möchte,  so eine wunde Stelle tief in seiner Seele hat, die nur die geretteten Tiere sehen und heilen können. Bim musste sterben … aber sein Herrchen ging am nächsten Tag dorthin zurück und nahm einen anderen Hund mit nach Hause.

© Sylvia Raßloff