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„Das Halfter habe ich ihm abgenommen – ein solches Pferd soll ohne menschlichen Tand in die Ewigkeit gehen. Ein letzter Dank an den, der mich so viel mehr über Pferde gelehrt hat, als je ein Mensch es konnte. An den, der den Menschen zu hassen gelernt hatte – und mir dennoch sein Vertrauen und seine Freundschaft geschenkt hat. An den, der Dutzende Schmiede das Fürchten, und doch so viele das Reiten gelehrt hat. Den man nie zu etwas zwingen konnte, der aber durchs Feuer ging, wenn ich ihn gebeten habe.

Die Kelten glaubten, dass ihre tapfersten Krieger noch einmal als außergewöhnlich gute Pferde auf diese Welt zurückkehren…ich bin dank dir, Hannibal, geneigt mich ihnen anzuschließen.

Komm gut heim“

Ungarn, 8./9. August 2013

Jedes Jahr um diese Zeit erscheint Hannibal in meinen Träumen und ich denke an mein Gespräch mit dieser großen Seele, das ich gerne mit euch teile…

„Liebe Sylvia…

ich bin erst vor Kurzem vom Transport meiner zwei Pferde zurückgekommen, hundemüde… aber ich muss dir trotzdem noch schreiben. Weil nur du mir antworten kannst…
Als ich vorhin die leere Koppel betrachtet habe, sah ich Hannibal vom Zaun oben heruntergehen… wie er es immer getan hat. Bis hin zu den kleinen Staubwolken, die seine Hufe im Trockenen ungarischen Sand aufwirbeln… seine Ohren waren aufgestellt, er wirkte freundlich – so auf „Hey, da bist du ja wieder“… und da traf mich die Frage, die ich dir stellen möchte, unverhofft… Weiß er, dass ich hier nicht bleiben werde? Wird er es tun, weil es der Ort war, an dem wir so viele glückliche Jahre hatten? Auch wenn ich hier mit den Hunden spazieren gehe, geht er oft mit… es sind ja unsere alten Ausreitwege. Ich weiß nicht, ob du neben deinen tausend anderen Dingen, die Zeit findest, wann immer es für dich passt… aber ich hatte heute so den Gedanken, er könnte bleiben, und ich werde fortgehen… der Moment, als ich ihn heute sah, war nicht lang genug, ihm das zu erklären… ich war sprachlos, und bevor er nahe heran war, war der Augenblick vorbei, und ich blickte nur noch auf eine wild-schöne Wolkenformation am Abendhimmel.
Ich weiß ja bis heute nicht, wie er gestorben ist in jener Nacht, ob es sein Entschluss war zu gehen, (was ich glaube), oder ob es so überraschend war, dass er dann nicht ging, und immer hier auf mich warten wird… es würde mir vieles leichter machen, zu wissen, was er dir dazu zu sagen hat… Ich glaube auch, dass wir uns schon in früheren Leben begegnet sind, vielleicht mag und kann er dir da was zeigen.

Glg Susanne“

Ich habe einige Zeit gebraucht, um Ruhe zu finden für diese Tierkommunikation, die mir sehr am Herzen liegt… Ich habe in den letzten Tagen Kontakt mit Hannibal aufgenommen oder er mit mir… und immer war da im Hintergrund diese „Musik“…

„Als ich mit Hannibal Kontakt aufgnehme, ist im Hintergrund diese „Musik“, die leise beginnt, an mein Ohr dringt, wie ein Murmeln, kaum wahrzunehmen und dann immer kraftvoller anschwillt. Es klingt wie ein rhythmisches Trommeln… und eigentlich hatte ich es schon die ganze Zeit gehört… doch nun wird es immer klarer… bum… bum… bum… bum… bum… immer im gleichen Abstand, langsam und taktvoll. Dazu nehme ich einen Gesang wahr, tiefe Männerstimmen in einer fremden Sprache, die einen mit ihrem immer gleichen Gesang fast in Trance führen… Es ist, als geleiten sie mich in eine andere Welt, fast unheimlich.

Und plötzlich bin ich auf einem Feld. Lauter Männer. Dicht gedrängt. Viele. Ich sehe Rüstungen, rieche Schweiß, um mich herum geschäftiges Treiben. Alles ist bunt, alle sind angespannt, ich sehe Muskeln, rieche Adrenalin, höre Metall klappern. Es ist heiß. Ich bin in einer anderen Zeit angekommen. Plötzlich schaue ich zur Seite, höre ein Wiehern. Hannibal. Am Rande des Feldes in einem Gatter, läuft er aufgeregt auf und ab und wiehert mit hoch erhobenem Kopf, geblähten Nüstern und wehender Mähne. Als ich näher komme, sehe ich die Adern an seinem Hals pulsieren, Schweißfäden durchziehen sein Fell. „Du wolltest wissen, wer ich bin? DAS bin ich! Ich bin ein Krieger im Kampf für Freiheit und Gerechtigkeit, Seite an Seite mit meinen Gefährten ziehe ich in die Schlacht. Ohne Furcht. Ohne Aufzugeben. Niemals werden wir uns unterjochen lassen. Selbst, wenn die Freiheit am Ende den Tod bedeutet.“ Ich spüre seine Wut, seine Entschlossenheit, seine Kraft. Seine Worte sind so bestimmt und gar nicht so sehr an mich gerichtet, sondern an alle, an die ganze Welt, während er hin und her läuft und sein Blick in die Ferne gerichtet ist.

Fast schüchtern, ehrfürchtig stehe ich da und bin völlig in seinen Bann gezogen, die Musik, die Szenerie, es ist alles so UNWIRKLICH, als er plötzlich vor mir innehält und schnaubt, mit dem Huf ungeduldig im trockenen Sand scharrt und Staub aufwirbelt. „Ich weiß, woher du kommst! Von meinem Mädchen! Ja, sie ist mein Mädchen, weil sie meine Sprache spricht. Nur Wenige können das! Klare Worte, ohne Tand, ohne Falsch, voller Respekt und Wertschätzung. Sie hat es erkannt. Hat mich erkannt. Meine Seele.“ Plötzlich schwillt die Musik an, das Trommeln. Er hebt den Kopf, schüttelt sich, läuft aufgeregt von mir weg, am Gatter entlang, ich höre seine Hufe, kraftvoll, der Blick auf das Treiben der aufbrechenden Männer gerichtet. Ich weiß nicht, wohin sie wollen, sie rüsten sich zu einer Schlacht, wann? Wo? Wofür? Ich weiß es nicht…

Plötzlich ist es ganz still und ich höre Vögel zwitschern. Bin durch einen Wald gelaufen, wie ein Märchenwald, ganz dicht stehen die Bäume und ich laufe ganz weich auf grünem Moos. Jeden Moment erwarte ich, hinter einem Baum jemanden zu sehen, aber da ist Keiner. Trotzdem bin ich nicht allein. Es ist ein Flüstern, aber ich sehe niemanden. Eine fremde Sprache. Mehrere Stimmen, immer wieder, die mich von Baum zu Baum weiterlaufen lassen. Der Wald lichtet sich zu einer großen Wiese. Und da sehe ich ihn wieder. Hannibal. Eine Frau ist bei ihm. Halblange Haare, leicht wellig. Sie läuft neben ihm, schlendert ganz entspannt und plaudert. Zwischen den Händen hält sie ein paar Halme/Blumen und spielt und dreht sie ganz in Gedanken zwischen den Fingern, während sie redet und redet. Ich verstehe nicht, was. Sie sind zu weit weg.

Hannibal schlendert mit gesenktem Kopf neben ihr her und hört zu, es ist einfach so viel Vertrautheit zwischen den beiden. Sie verschwinden aus meinem Sichtfeld und kurz darauf sehe ich sie auf ihm sitzen, ohne Sattel, nur ein langes braunes Tuch/ihr Rock? fällt zu beiden Seiten an ihm herunter. Er läuft in lockerem Trab, aber so sanft, dass man gar nicht denkt, dass er mit seinem Körperbau so grazil und leicht laufen kann. Sie lacht und auch ich muss lachen, während mir die Tränen in die Augen schießen, weil ich plötzlich so überwältigt bin von meinen Gefühlen.

Der Moment ist vorbei, die Bilder zu Ende und es vergehen wieder ein paar Tage, in denen ich so beschäftigt bin, dass ich gar nicht an mein Gespräch mit Hannibal denke, als ich plötzlich abends im Bett liege, ich bin fast eingeschlafen und plötzlich ist er da, stupst mich an „Wolltest du nicht mit mir reden?“ Ups, ja. „Dann komm mit!“ Ich folge ihm, barfuß laufe ich hinter ihm her. Es ist dunkel. Unter meinen Füßen trockene Erde. Es ist ein schmaler Weg und links und rechts wächst hohes Gras. Rundherum kann ich nichts erkennen, sehe nur ihn vor mir auf dem Weg und folge ihm schweigend. Die Grillen zirpen. Die Luft ist mild. Eine laue Nacht. Der Pfad mündet in eine weite Fläche trockener Erde, Gras, Wiese. Hannibal läuft entspannt eine Runde und kommt zu mir zurück. Schnaubt, senkt den Kopf und bleibt stehen. Ich spüre seinen warmen Atem. „Es war eine schöne Zeit mit Susanne. Ja, das war es. Eine gute Zeit hatten wir hier. Sie wird fortgehen. Alles hat seine Zeit.

Sie ist eine starke Frau und doch bleibt sie mein Mädchen, für immer. Wir sind uns so nah und so gleich. Sie lässt sich nicht verbiegen, genau, wie ich, ist eine Kämpferin, die immer dann zu wahrer Größe wächst, wenn ihr etwas entgegen steht, vor allem, wenn es um Gerechtigkeit geht. Sie hat eine wilde Kraft in sich, die niemand bändigen kann, eine Sturheit und doch so eine Zerbrechlichkeit. Ich liebe ihr Lachen, ihren Mut, ihren scharfen Verstand, ihre Zartheit. Ihren Respekt, mir gegenüber. Ihre große Liebe. Ihre Verbissenheit, wenn es darum geht, ein Ziel zu erreichen. Sie muss ihren Weg weitergehen. Ohne mich. Sag ihr, sie soll auf sich aufpassen, aufpassen, wem sie vertraut. Und sag ihr, dass ich sie immer in meinem Herzen trage. Es ist etwas ganz Besonderes zwischen uns, das für immer bleibt. Sie soll niemals ihre Freiheit aufgeben für jemanden, der ihrer nicht würdig ist! Niemals! Die Kunst besteht darin, zu lieben und Freiheit zu leben! Das ist es, wofür wir stehen!!! Sag ihr das!“ Er sagt es mit fester Stimme und es klingt in mir nach. Ganz tief drinnen. Ja, denke ich, das ist das Wichtigste überhaupt im Leben! Er hat Recht!

Eine Frage brennt mir noch auf den Lippen „Hannibal, wirst du hier bleiben?“ „Nein, ich werde gehen. Ich werde diesen Körper verlassen, diesen Ort. Ich werde überall sein und ich werde ihr folgen. Erinnerst du dich an den Wald in dieser anderen Welt. Da komme ich her. Von da, wo die verlorenen Seelen zuhause sind, die gesucht und gefunden werden wollen. Irgendwann. Um wieder ein ganzes zu werden! Ich helfe ihnen! Das ist meine Aufgabe. Dort wird sie mich finden, mein Mädchen, jederzeit, wenn sie mich braucht, werde ich da sein und sie begleiten, egal, wo sie ist. Wir werden noch viele Wege zusammen gehen. Das ist nicht das Ende.“ Er horcht. Spitzt plötzlich die Ohren und schaut in die Ferne, in die Dunkelheit. Ich habe es auch gehört. Da ist das dumpfe Trommeln wieder. Wie ein Ruf.

Erst ganz leise, kaum wahrnehmbar, als wir uns unterhielten, wird es jetzt immer lauter und Hannibal wird unruhig, schnaubt, schüttelt den Kopf und ist in Gedanken schon nicht mehr hier. Er muss fort. Wird gerufen. Ich sehe seine Muskeln, sie spielen unter seiner Haut, es zuckt. Er läuft, dreht eine Runde, schnauft, trabt, wird immer schneller. Manchmal sehe ich ihn gar nicht mehr, ich höre ihn schwer atmen, spüre das Donnern seiner Hufe unter meinen Füßen. Als er wieder in meinem Sichtfeld auftaucht, ist er schweißnass. Plötzlich wiehert er und bäumt sich auf, wie ein Schrei in der Dunkelheit. Es blitzt eine Lanze auf, sie steckt mitten in seinem Herzen… ganz kurz nur, wie eine Täuschung… Dann fällt er zu Boden, zuckt, seine Hufe bewegen sich im Staub. Dann ist es still. Ich spüre Tropfen auf meiner Haut, warmer Regen… Tränen? Ich gehe zu ihm, lege meine Hand auf seinen warmen Körper, sein warmes Fell, das langsam von diesen Tropfen benetzt wird. Die Musik ist weg. Jetzt höre ich wieder das Zirpen der Grillen.

Machs gut Hannibal, du großer Krieger! Danke für das Gespräch!“

(In meinem Krafttierbuch „Krafttiere begleiten dein Leben“ von Jeanne Ruland steht… „Das Pferd steht für den mystischen Tod, für den Kampf zwischen Licht und Schatten, die Seelenreise und die Macht der Seele. Es steht für Aufbruch und Erneuerung. Es verleiht uns die Fähigkeit, Botschaften aus der Anderswelt zu empfangen und in die Welt zu geben. Genauso aber lenkt es unseren Schritt zu verborgenen Schatten, dämonischen Kräften, schlummernden Vermächtnissen unserer Ahnen, dem Unfrieden in uns und den Triebkräften unseres Unterbewusstseins. Es geleitet uns durch Einweihungen zur Offenbarung der Mysterien und des ganzen Spektrums des Lebens. Es spiegelt dir das, was wahr ist, lehrt dich, hinzuschauen, in die Tiefe der Dinge zu blicken und die wirkende Kraft zu erkennen. Es trägt und führt dich in jenen Zeiten, in denen du nicht mehr kannst oder nicht mehr weiter weißt… Es ist dein Lehrer und Seelenführer.“)

Rückmeldung:

„Ich kann nicht ausdrücken, wie viel mir deine Worte bedeuten… Ich glaube, du verstehst, dass ich noch sprachlos bin… Sylvia, du hast klar gesehen, was ich gesehen habe, nur sah ich es, wie durch einen Schleier, weil ich nicht gewagt habe, zu glauben, was ich mit und für Hannibal gefühlt habe… ich sitze hier und weine, aus Glück und aus Dankbarkeit. Du kennst ja meine Aschiedsworte an ihn. Und sie kamen aus genau diesem Gefühl heraus… dieser uralte Kampf um Gerechtigkeit und Freiheit… wie lange führen wir beide ihn schon… Die Sprache, die du nicht verstanden hast, war Gälisch. Frag nicht, woher ich das weiß… ich freue mich so sehr, dass auch du Hannibal nun so gesehen hast, wie er ist… Was ich in ihm gesehen habe. Ewig wird uns ehrfurchtsvolle, innige Liebe verbinden, und es ist ein wunderschönes Gefühl, zu wissen, dass er immer da sein wird, dass uns zwei nichts trennen kann. Die Trommeln habe auch ich schon gehört, jetzt weiß ich, woher sie kommen… Ich werde bald in mir nach diesen alten Bildern suchen… nun weiß ich, ich habe sie nicht geträumt. Ich umarme dich voller innigster Dankbarkeit… Worte sind nicht genug…

P.S. Du bist großartig. Und mutig!
Seine Warnung beherzige ich… Er hat ja so recht.“