Sollte ich jemals die Fähigkeit zu sprechen oder zu schreiben verlieren, hoffe ich inständig, dass jemand versucht, herauszufinden, was ich sagen möchte… und sich die Zeit nimmt, mit mir zu sprechen! Ich hoffe wirklich, dass da jemand ist, der mich liebt und dem ich wichtig bin, auch wenn ich „nur ein Hund“ bin… Oh wie oft mögen Hunde bedauern, dass sie nicht sprechen können… versuchen immer wieder, uns ihre Gedanken zu senden und manchmal scheinen wir auch zu ahnen, dass sie uns etwas zu sagen haben… können sie aber nicht hören, da wir diese Fähigkeit über unsere Sprache einfach irgendwann vergaßen. Doch der liebe Gott hat den Hunden nicht die Voraussetzungen mitgegeben, Worte zu bilden… Mit einer etwas zu langen und recht unbeweglichen Zunge und einer Kehle, die Laute hervorbringt, die nicht annähernd in der Lage sind, all das auszudrücken, was sie uns sagen möchten… bleibt ihnen allein die Möglichkeit der reinen Gesten…

Es ist so Vieles… in ihrem Blick… eine fast unglaubliche Weisheit… So Vieles, was sie wissen und von dem sie uns erzählen möchten… von Schicksal und Gelassenheit, vom Trugschluss der Zeit, von Leben und Sterben und von all dem, was wir nicht wahrnehmen können… Weil wir zu oft mit unseren Gedanken woanders sind, in der Zukunft und in der Vergangenheit, und dabei das Wesentliche verpassen. Sie möchten uns trösten und uns Halt geben, uns sagen, dass das Leben immer einen Weg findet und dass wir selbst Erschaffer unserer Wirklichkeit sind, dass unsere Gedanken den Weg prägen, den wir gehen. Sie möchten uns sagen, dass wir besser zuhören sollen, weil Menschen nicht richtig zuhören können, zu beschäftigt sind und sich nie die Zeit nehmen, sich die ganze Mitteilung anzuhören.

Und sie möchten uns erzählen vom Alleinsein, wie das ist… von dieser Einsamkeit, die sie so gut kennen, wenn die Tür ins Schloss fällt, wie so oft, wenn sie zurückbleiben und keiner mit ihnen spricht. Sie möchten uns bitten, mit ihnen zu sprechen, dann, wenn es wichtig ist, nicht so nebenbei! Sie möchten uns bitten, ihnen zu sagen, was passiert, was los ist… denn es fühlt sich nicht gut an, dieses beunruhigende Gefühl, dieses komische Verhalten von Jemandem, den man sehr liebt. Warum tun wir es nicht? Ihnen zu sagen, warum wir gehen und wann wir zurückkommen werden, dass jemand krank ist oder etwas Schlimmes passiert, dass wir uns Sorgen machen und was sich vielleicht ändern wird… für einen Hund, den wir sehr lieben und der an unserem Leben und an allem, was um uns herum vorgeht, teilhaben möchte! Hunde haben genau wie wir Gedanken, Hoffnungen, Träume und Wünsche und das, worum sich alles dreht, sind wir… die Menschen, die sie lieben und deren Wohl für sie das Wichtigste ist.

Und wenn sie könnten, wenn sie einen Daumen hätten, die Hunde… und wenn es so etwas gäbe… sie würden sogar den Knopf für ihre eigene Sterbehilfe selber drücken, nur, um uns nicht zu belasten, um uns diese Entscheidung abzunehmen… Das waren die letzten Gedanken von Enzo, bevor er sich aufmachte zu den weiten Wiesen und anfing zu rennen… und zu bellen… immer zweimal… der Code für „schneller“ beim Autorennen, so, wie es zwischen ihm und seinem Herrchen abgemacht war. Schneller! … Nun war er endlich auf dem Weg dorthin! Als Mensch wiedergeboren zu werden. Das hatte er in einer Dokumentation über die Mongolei gesehen, dass Hunde als Menschen wiederkommen. Und seitdem ließ er ihn nicht mehr los… dieser Traum… eine Sprache zu haben und einen Daumen…

Er hatte versucht, alles zu lernen, was man wissen muss, denn nicht alle Hunde werden als Menschen wiedergeboren, sagen die Mongolen. Nur die, die bereit sind. Und er war bereit… hatte unendlich viele Stunden vor dem Fernseher verbracht, den sein Herrchen für ihn anließ, wenn er allein war… hatte all die Sendungen gesehen, sich alles eingeprägt für die Zeit danach… Am liebsten mochte er jedoch Autorennen, die Abende, wenn sie beide zusammen waren und sein Herrchen mit ihm redete, wie mit einem Menschen. Ihm alles erklärte, wie man sich verhalten muss, als Fahrer und was zu beachten ist. Der Wagen folgt dem Blick… und so vieles mehr, war auf das Leben übertragbar, hatte er festgestellt… und immer versucht, ganz nah bei den Menschen zu sein, um ihren Gesprächen zu lauschen. Doch es gibt Momente, die ihnen verwehrt bleiben, Orte, wo sie nicht dabei sein dürfen … weil sie nur Hunde sind…

Das Krankenhaus, wo sein Frauchen im Sterben lag, der Gerichtssaal, als alles aus den Fugen geriet und er sich solche Sorgen machte um die kleine Zoe, um sein Herrchen, und er wieder allein war, im Haus, im Auto, wenn die Tür ins Schloss fiel und ihn zurückließ. Wenn die Minuten zu Stunden wurden und keiner mit ihm redete, keiner ihn verstand. Wenn er doch nur reden könnte, hätte er ihnen von der Krankheit erzählen können, die in seinem Frauchen ihren zerstörerischen Anfang nahm, lange bevor es irgendwelche Anzeichen gab. Wenn er doch nur reden könnte… doch ihm blieben nur die reinen Gesten. Wenn er doch nur reden könnte, hätte er seinem Herrchen sagen können, dass man niemals aufgeben darf, auch wenn alles verloren scheint, für das zu kämpfen, was einem wichtig ist, dass es immer eine Hoffnung gibt… Der Wagen folgt dem Blick!

Doch das Wichtigste, was er in all der Zeit gelernt hatte, war… dass es keine bösen Zebras gibt, die zum Leben erwachen… keine Dämonen, die uns Angst machen können, wenn wir es nicht zulassen! Und dass, wenn einem selbst jemals geholfen wurde, man diese Hilfe irgendwann weitergibt, jemandem die Hand reicht, der es dringend braucht… Und das war auch der Moment, von dem er so sehr träumte… dass er seinem Herrchen irgendwann als Mensch gegenüber stehen und ihm die Hand geben könnte mit den Worten „Ach ja… Ich soll Sie grüßen… von Enzo!“.

© Sylvia Raßloff

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Ob wir arm sind oder reich, jung oder alt, gesund, krank oder behindert. Sie lieben uns, wie wir sind… und alles, was sie sich dafür wünschen, ist ein Mensch, der mit ihnen zusammen ist, der sie als gleichwertig behandelt. Sie wollen immer bei uns sein, würden uns niemals verlassen, egal, wie widrig die Umstände sind! Und das alles, für den Menschen, der wir nun mal sind und für den sie sich einmal entschieden haben. Sie tun es für die Liebe, die sie erhalten. Für diese Partnerschaft. Für uns! Auch, wenn uns alle verlassen haben, wenn es kalt ist, wenn es kein weiches Lager gibt und wir ihnen nicht regelmäßig etwas zu essen geben können. Sie bleiben bei uns. Zwei einsame Wanderer in der dunklen Nacht! Ein Mann und sein Hund. Die sich gegenseitig wärmen, sich beschützen und Geborgenheit geben, Gesprächspartner sind. Von Angesicht zu Angesicht. Keiner besser, als der andere. Keiner der Herr und keiner der Diener. Leidensgenossen. Freudensgenossen. Verbunden. Sie brauchen keine Leine! Man sieht sie oft. Heimatlose. Obdachlose. Wanderer zwischen den Welten. Mit Hund! Warum? Wer nie einen Hund gehabt hat, weiß nicht, wieviel Trost, Nähe, Liebe und Vertrauen sie geben können, dass manch einer ihre Gesellschaft der der Menschen vorzieht.

Mr. Bones und Willy sind Solche. Schon seit über 7 Jahren streifen sie gemeinsam um die Häuser. Es ist nicht immer leicht. Doch Mr. Bones kann sich gar kein anderes Leben vorstellen. Es ist gut, wie es ist. Wer weiß, was der nächste Tag bringen wird. Sie haben nichts, aber sie haben sich und das ist was ganz Großes! Sie haben schon viel zusammen erlebt, gesehen und durchgestanden. Willy ist ein Verrückter, ein Versager, ein Gestrandeter zwischen den Welten. Und er ist Mr. Bones Herrchen. Wenn Willy mit Mr. Bones redet, redet er nicht wie mit einem Hund. Nur, dass Mr. Bones nicht reden kann, aber er versteht alles, weil Willy praktisch immer redet und ihm die Antworten gleich mit von den Lippen abliest. Und wenn sie dann zusammen einschlafen, Mr. Bones ganz eng an Willys Bauch geschmiegt und seine Hand auf Mr. Bones Kopf ruht, das gleichmäßige Schnarchen beginnt, diese vertraute Musik, ohne die Mr. Bones noch nie in seinem Leben eingeschlafen ist, dann ist er glücklich, auch wenn er seit 2 Tagen nichts richtiges mehr gegessen hat. Dann ist die Welt in Ordnung. Und das wäre sie noch, wenn, ja wenn nicht was dazwischen gekommen wär. Wenn Willy nicht krank geworden wäre. Wenn Willy nicht irgendwann angefangen hätte, davon zu reden, dass Mr. Bones auf sich aufpassen muss, welche Gefahren überall lauern und dass er Hundefänger und Chinarestaurants meiden soll. Wenn Willy sich nicht irgendwann einfach auf den Bürgersteig gesetzt und nicht mehr aufgestanden wäre, weil die Kraft nicht mehr reichte. Wenn Mr. Bones es nicht schon lange gespürt hätte, dass er nie mehr aufstehen würde… Plötzlich war er allein auf der Welt und die Trauer übermächtig! Nach kurzer Zeit lief er genauso durch die Gegend, wie die anderen verlassenen Hunde, die er früher bemitleidet hatte. Verhärmte Gestalten, geduckt, den Schwanz zwischen den Beinen, auf der Flucht. Nach ein paar herben Enttäuschungen auf der Suche nach einem Menschen, dem er vertrauen kann, war ihm irgendwann alles egal. Im Traum konnte er Willy sehen und mit ihm reden und das Land der Erinnerung bot nicht nur Trauer, sondern auch Trost, wie er feststellte. Willy sagte, er solle kämpfen, so, wie seine Mutter und viele andere gekämpft hatten, er dürfe nicht aufgeben!

Und da war sie plötzlich da, wie aus dem Nichts, die große Verheißung auf ein neues Leben, auf Menschen mit Herz, die ihn lieben würden. Eine Familie, ein Garten. Die Welt der besseren Wohngegenden, der Einfamilienhäuser, der grünen Rasen. Doch was ist 2 x täglich eine gut gefüllte Futterschüssel und ein Rasen, der auf die Reichweite einer Schnur zwischen zwei Bäumen begrenzt ist? Was ist die Sicherheit, eine Familie zu haben, wenn man draußen in der Hundehütte liegt und wegen der Hundehaare nur heimlich ins Haus darf, wenn der Hausherr nicht zuhause ist? Was ist das Betteln eines Mädchens, diesen Hund haben zu dürfen, das dann wegen Schule, Sport- und Klavierunterricht nur 2 x am Tag Zeit hat, nach ihm zu schauen? Was ist ein gepflegtes Fell, wenn der Familienurlaub ohne ihn stattfindet, gegen die Liebe und die Nähe, die ein Hund so sehr braucht? Wenn er nicht dazugehört? Mr. Bones entscheidet sich letztendlich für die Freiheit, mit letzter Kraft, für einen Tanz zwischen den Autos einer vielbefahrenen Straße… nach Timbuktu, das Land, wo Willy jetzt ist!

© Sylvia Raßloff

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Timbuktu

Straßenhunde… Hunde, die am Rande der Gesellschaft leben, die ausgestoßen, weggeworfen, nicht gewollt sind … gibt es überall auf der Welt und dieses Buch bringt sie uns ganz nahe. Es ist ein Buch, das tief berührt… Ein Buch zum Lachen, zum Weinen und zum Nachdenken… Ein Buch für Erwachsene und besonders für Kinder… denn das Mitgefühl mit allen Lebewesen lässt uns menschlich und unsere Welt menschlicher sein. Wenn wir dieses Mitgefühl an unsere Kinder weitergeben, dann ist die Hoffnung nicht verloren, denn sie sind unsere Zukunft.

„Die Schlucht der freien Hunde“ erzählt von einer Gruppe von Hunden, die am Rande einer russischen Großstadt wohnen, Freud & Leid miteinander teilen. Einige haben die Freiheit des Lebens ohne Herrchen selbst gewählt, andere sind ohne Absicht hinein gestolpert, ausgesetzt, nicht mehr gewollt. Aber sie machen das Beste aus dem Leben in der Schlucht. All die Hundecharaktere, wie z.B. Krümel, Hinki und Stolzi, aber auch der Kater Yamomoto, „der klüger ist, als wir alle zusammen“, wachsen einem beim Lesen ans Herz und man kann ihre Sorgen, Nöte und Träume fühlen, wie es ist, ein Straßenhund zu sein. Die Geschichten, wie der Traum von der Hundepforte, von der jeder Hund träumt, sie zu finden und hinter der ein ganz anderes wunderbares Leben auf ihn wartet oder „Warum Mensch und Hund verschiedene Sprachen sprechen“ bewegen, berühren und machen nachdenklich und das ist so unendlich wichtig.

„Die Schlucht der freien Hunde“ ist eine herzergreifende, ebenso lebensfrohe wie tieftraurige Geschichte über ein Rudel herrenloser Hunde am Rande der Großstadt, deren Helden allen Widrigkeiten ihres „Hundelebens“ zum Trotz ihren Traum vom Glück niemals aufgeben. Eine Geschichte über die Freuden der Freiheit und des ungebundenen Lebens und den Traum, ein richtiges Zuhause zu finden, ohne sich unterwerfen zu müssen. Eine Geschichte für Kinder und Erwachsene, die weder den siebenjährigen noch den siebzigjährigen Leser gleichgültig lässt. Mehrere Zeichentrickfilme sowie Musicals und unzählige Theateraufführungen in aller Welt zeugen von der bis heute ungebrochenen Popularität dieses mitreißenden Gleichnisses über die Sehnsucht nach Freiheit und Geborgenheit am Rand der Gesellschaft.“

Endlich liegt dieses Buch auch in einer ansprechenden deutschen Ausgabe vor: Gebunden und mit wunderschönen Illustrationen.

Ein Buch fürs Herz und ein Geschenk von Herzen. für alle, die Tiere lieben… Ganz sicher nicht nur für Hundefreunde!!!

Unsere Hunde kennen uns so gut, wie kein anderer. Sie kennen uns in den glücklichsten und in den unglücklichsten Momenten unseres Lebens. Sie kennen unser wahres Ich. Unsere schönsten und unsere hässlichsten Momente. Sie kennen unser Innerstes ohne Maske. Unsere Schwächen, die keiner kennt. Unsere Wut. Unseren Neid. Unsere Angst. All das, was wir so gern vor anderen verbergen und was unausgesprochen bleibt. Sie nehmen es tief in uns wahr. Sie kennen uns, wenn wir nackt vor dem Spiegel stehen, kennen unseren Sex, unsere Lust, unsere Gier. Unsere tiefsten Gefühle. In deren Welt wir alle zuhause sind. Sie spüren unser Unbehagen, wenn keiner es spüren kann. Sie hören das, was wir sagen, wenn keiner uns hören kann. Sie sind es, die wissen, was hinter den Worten steckt, denn sie sind nur ein kleiner Teil der Botschaft und können niemals die ganze Wahrheit sein. Unsere Hunde wissen all das, und das ist so viel mehr, als Sprache transportieren kann und was den meisten für immer verborgen bleibt. Vielleicht ist es das, was sie uns immer wieder sagen wollen, wenn sie uns so anschauen! Dass sie uns verstehen! Wenn wir wir selbst sind!

Sie sind in unseren Familien, immer anwesend, immer freundlich, immer nett, immer da, immer bereit, uns zu schützen. Ihr größter Wunsch… dass alle glücklich sind! Ihre wichtigste Mission… die Familie zusammenzuhalten. Sie sehen alles, hören alles, verstehen alles… auch wenn sie uns oft Glauben machen, dass es nicht so ist. Nicht so sein kann… Denn Hunde sind schlichte Gemüter, fertig! Ist auch einfacher. Denn das ist die Beziehung zwischen Mensch und Hund. Einem Herren und seinem Begleiter. Der stumm tut, was man ihm sagt, der mit einem Spaziergang in den Park, einem weichen Korb, Hundekeksen und belohnendem Tätscheln zufrieden und glücklich ist. Diese „Wahnsinnswedler mit dem treuen Blick“. Es gibt ein freudiges Wedeln, ein schlichtendes, ein tröstendes… ganz sanft nur, um uns zu beruhigen. Ja, sie wissen, dass wir ihre Sprache nicht verstehen und deshalb müssen sie auf diese für jeden Unwissenden offensichtlichen Ausdrucksweisen zurückgreifen, um ganz sicher zu gehen! Manchmal, ja manchmal, in den ganz innigen und emotionalen Momenten hoffen sie, dass doch etwas ankommt. Dann, wenn wir ihnen ganz tief in die Augen sehen, wenn wir weinen, verzweifelt sind und da jemand an unserer Seite ist, der uns zuhört. In diesen Momenten, in denen sie uns so anschauen und wir das Gefühl haben, dass sie uns ganz dringend etwas sagen wollen. Aber nein, das kann ja nicht sein… Weit gefehlt! Denn sie wissen alles, was in Familien und in uns vorgeht und oft versuchen sie zu retten, was zu retten ist, damit alles wieder gut wird! In ihrer Verzweiflung greifen sie auf „Fehlverhalten“ zurück, das Menschen nicht mehr übersehen können… um uns zu sagen, dass etwas überhaupt nicht stimmt! Mit uns, mit unserer Familie… Kopfschüttelnd betrachten wir sie dann, fragen uns, was in sie gefahren sein kann. Bestrafen sie, um sie auf den richtigen Weg zurückzuführen, nämlich auf den eines einfachen Hundes, der auch bitteschön so zu funktionieren hat. Manch einer landet letztendlich im Tierheim, wird abgegeben als problematischer Hund und kann uns dann nicht mehr helfen. Mission verfehlt. Problem verdrängt. Abgeschoben. Auf den Hund. Ohne zu erkennen, dass es unser eigenes Problem ist, das da im Tierheim sitzt. Tausende Hunde haben versagt, ihre Familie, ihren Menschen retten zu wollen. Haben vergeblich versucht, ihm etwas zu sagen.

Manche geben auf, manchen ist es auch egal. „Alles für die Familie!“ ist auch nicht leicht für einen Hund heutzutage. So wie für Prince, der letztendlich sterben musste und doch nur eines wollte… die Familie zusammenhalten! „Für immer, euer Prince“ erzählt die Geschichte einer Familie durch die Augen ihres Hundes. Ungeschminkt, weise und so direkt, wie Hunde nun mal sind, gewährt sie Einblicke in die Eigenheiten und Eigenartigkeiten der Menschen und ihre Probleme und „Abgründe“ in einer „ganz normalen“ Familie. Die Geschichte von Prince, die genau deswegen so oft zum Schmunzeln bringt, fesselt, berührt und lässt nachdenklich zurück, denn eines wird sich ändern … Du wirst deinen Hund mit anderen Augen sehen und es wird nicht mehr dasselbe sein, wenn er dich wieder „so“ anschaut!

© Sylvia Raßloff

„Für immer, euer Prince“ Matt Haig

Für immer, euer Prince

 

Ich schreib ein Büchlein… für dich! Ganz klein nur, dacht ich anfangs, weil`s für die Hosentasche ist… Ein Büchlein für den Notfall… sollte mal was sein. Doch mit den Jahren wird es immer dicker, je länger du bei mir bist…  Alles „Über dich“ sozusagen… kommt da rein.

Was du erlebt hast, bevor du zu uns kamst und wer du bist. Was du dir wünschst und was du gerne isst… :-) Was du liebst und was dich ängstigt… was dein Herz zum Tanzen bringt. All deine kleinen Eigenheiten und unsere liebgewordenen Rituale stehen da drin. Und all deine lustigen Namen, welches Spielzeug du magst… und dass Banane für dich das Höchste ist. Dass wir sie immer teilen und du die Joghurtbecher ausschlecken darfst. Dass du es liebst, nachts zugedeckt zu werden… wenn du ganz kuschlig eingemummelt bist. Dass du manchmal noch träumst von früher und dich manchmal noch erschreckst. Dass du ganz viel Sicherheit brauchst und dich manchmal hinter mir versteckst. Dass es eine Stelle hinter dem Ohr gibt, wo du wohlig brummst. Und dass das dann nicht gefährlich ist, auch wenn es so klingt. Dass es ein Kommando „Steh“ gibt, das hundertprozentig funktioniert und „Nicht so weit weg!“, damit man dich nicht aus den Augen verliert. Dass du Pferde magst und manche Rüden auch. Dass du gern ins Wasser gehst, aber nur bis zum Bauch. Dass du reden kannst und zwar ganz viel und dass man es verstehen kann, wenn man will.

All das schreibe ich in das Büchlein und noch viel mehr. Alles, was ich mir wünschte, dass jemand weiß… dass ich dich liebe und dass du mir sehr wichtig bist… wenn irgendwann mal alles anders wär. Wenn mal etwas ist… ist für dich gesorgt… doch vielleicht hält es auch jemand Fremdes in der Hand… Wie in der Geschichte von Norbert, dem Hund, dessen Frauchen bei der Tsunami-Katastrophe in Thailand verschwand. Durch unglückliche Umstände war Norbert im Tierheim gelandet, sollte sogar eingeschläfert werden, als sein Herrchen das Büchlein vor seinem Zwinger fand. Es fiel der Tierheim-Mitarbeiterin aus der Tasche und Norbert durfte leben… und irgendwann… fing sein Herrchen an, sich auf die Suche zu begeben… nach dieser Frau, die einmal diese Zeilen schrieb… für einen Hund, den sie so sehr liebt.

„Nenn mich Norbert“ Andrea Reichart

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Ich weiß, wenn du könntest, du würdest auch ein Buch schreiben… über mich… für die, die nach dir kommen… denn du kannst nicht für immer bei mir bleiben… Es wäre voller Liebe, voller Dinge, wie ich so bin… aus deiner Sicht. Und wenn ich es lesen würde, müsste ich ganz viel weinen… und auch ganz viel lachen, über meine Eigenheiten und all die Sachen, die wir Menschen so machen.

© Sylvia Raßloff

Nenn mich Norbert