Wir können 1000 Hundebücher lesen, wissen alles über Erziehung und Hundeverhalten, was man tun und lassen sollte… genau bis zu dem Augenblick, wo 4 Pfoten vor uns stehen… ein paar große Augen, durch die wir direkt in das Herz eines Hundes schauen können, der einzigartig ist. Es gibt keinen Plan, denn es ist unsere Intuition, die uns führt – im Tanz zweier Individuen, mit Erfahrungen und Vergangenheit – hin zu einer wunderbaren Beziehung.

Immer wieder höre ich in meinen Seminaren Geschichten über Gewalt in der Hundeerziehung/im Hundetraining von Menschen, die sich irgendwann auf die Suche nach professioneller Hilfe bei der Hundeerziehung oder bei eventuellen Problemen gemacht haben. Es ist traurig, aber wahr … Tagtäglich werden auf Hundeplätzen – unter dem Deckmantel der Erziehung – viele kleine und große Grausamkeiten gegenüber Hunden verübt. Und deshalb bitte ich euch inständig… Seid wachsam, wem ihr euch und euren Hund anvertraut! Es gibt viele gute Hundetrainer, aber eben auch die anderen… Egal, wo ihr Grausamkeit offensichtlich erkennt oder auch nur die leise Vermutung – ein ungutes Gefühl habt… solltet ihr wachsam sein und niemandem erlauben, etwas zu tun bzw. euch anzuweisen, etwas zu tun, was auch ihr nicht wollt, dass man euch antut!

Wir haben die moralische Verpflichtung, unseren Hund gut zu erziehen, damit er sich mit minimalen Risiken und maximaler Freiheit in unserer Gesellschaft bewegen kann. Hierfür müssen wir bereit sein, Zeit und Mühe zu investieren und zu üben, denn wir können niemals dem Hund die Schuld geben, der nicht weiß, wie wichtig dieses Verhalten für seine Sicherheit ist! Und… wir haben die Pflicht, dieses Lernen so angenehm wie möglich zu gestalten! Sobald Zwang und Druck entsteht, sollten wir uns Gedanken machen!

Tiere sind keine Maschinen! Sie sind Individuen, genau, wie wir. Jedes mit seinem eigenen einzigartigen Charakter, seinen Erfahrungen und seiner Vergangenheit… und deshalb ist es wichtig, dahinterzuschauen, hinter die Beweggründe, die einen Hund dazu veranlassen, etwas zu tun oder etwas nicht zu tun, was ihn veranlasst, sich „problematisch“ zu verhalten. Oft genug liegt die Ursache gar nicht beim Hund selbst… Und deswegen gilt es, mit dem Herzen zu sehen und zu handeln, um den ganz eigenen Weg im Tanz zweier Individuen zu finden… hin zu einer wunderbaren Beziehung.

Immer mehr Menschen, die mit Tieren arbeiten, kommen zu mir, um die Tierkommunikation zu lernen. Hundetrainer, Tierärzte, Therapeuten… und ich freue mich riesig darüber. Es sind die, die neue Wege gehen wollen, die wissen wollen, was in den Tieren vorgeht, was sie fühlen und was sie bewegt und die bereit sind, von ihnen zu lernen. Einer von ihnen ist Andi, der die Tierkommunikation erfolgreich in seine Arbeit als Hundetrainer integriert:

„Meine Überzeugung ist, dass ich als Übungsleiter in erster Linie Verantwortung gegenüber dem Hund habe. Das Hauptziel meiner Ausbildung soll sein, dass für den Hund alles getan werden muss, damit er seinem ursprünglichen Lebensweise „das Leben im Rudel“ nachkommen kann. Der Mensch ersetzt sein Rudel in der heutigen Zeit. Und jetzt kommt die Tierkommunikation ins Spiel. Bei Hunden aus dem Tierschutz erfrage ich beim Tier, was in der Vergangenheit war, was es für Erfahrungen gemacht hat. Egal ob es gute oder schlechte waren. Dadurch weiß ich dann, was der neue Besitzer zu tun hat, um dem Tier die Angst zu nehmen und Selbstsicherheit zu geben. Genauso korrigiere ich aggressive Hunde mit meinen Anweisungen, die ich Ihnen über die TK zukommen lasse. Somit benötige ich keine weltlichen Hilfsmittel wie Stachelhalsbänder, Elektrohalsbänder, Angelhaken und weiteren menschlichen Grausamkeiten. Oft stelle ich auch durch die Tierkommunikation bei Hunden körperliche Beeinträchtigungen oder Krankheiten fest. Dies sind dann oft Auslöser von Verhaltensstörungen. Daher ist die TK für mich als Übungsleiter unverzichtbar. Oft von anderen Trainern belächelt, ziehe ich meine Vorgehensweise durch. Dann sagen Sie zu mir, jetzt hat er wieder seine meditative Anwandlungen (siehe Bild). Was sie nicht sehen und was sie auch nicht nachvollziehen können, dass ich den Augenblick der Tierkommunikation  mit dem Hund genieße. Und das lass ich mir von keinem nehmen.“

Dieses Bild sagt mehr als tausend Worte… Danke Andi!

© Sylvia Raßloff

Ich will nicht aufwachen, denke ich, während der Tag langsam in mein Bewusstsein dringt. Es ist wie immer an diesen Tagen, die Tage vor den großen Prüfungen, den „Challenges“, den großen Herausforderungen, die uns im Leben bevorstehen und plötzlich heute sind, wenn man morgens erwacht … Das Licht dringt sanft durch die geschlossenen Lider und holt mich zurück aus diesem warm eingehüllten Dämmerzustand, in dem man nicht denken muss, wo nur die Träume sind, die wie Nebel durch uns hindurchfließen, uns in eine andere Welt entführen und langsam wieder verschwinden… Doch an diesen Tagen ist es anders. Kein allmähliches in den Alltag hinübergleiten… nein, es schießt plötzlich durch meinen Kopf, was heute für ein Tag ist… Wach! Aber ich will heute nicht aufwachen…

Ich weiß noch genau, welches Lied damals im Radio gespielt wurde und das erst von ferne und dann immer deutlicher an mein Ohr und damit in mein Bewusstsein dringt… „Träume leben ewig, hab ich gedacht… Doch es ist nicht so. Unsre Zeit vergeht nicht, hab ich gedacht, doch es war nicht so. Ich weiß genau, du bist nicht mehr hier…“ Christina Stürmer. Ruckartig öffne ich die Augen, starre an die Decke… Als hätte sie es gewusst. DU bist nicht mehr hier! Ich fasse an mein Herz… es schmerzt… nein, eher ein Ziehen, als wäre ein Stück herausgeschnitten worden. So fühlt es sich an. Ich spüre, wie Tränen heiß an meinen Wangen herunterrinnen. Es tut weh. Meine Augen tun weh. Hatte ich gestern noch geglaubt, alle Tränen leer geweint zu haben? Von wegen… Ich sehe nichts mehr… bin blind. Will nichts sehen! Nicht sehen, wie der Tag beginnt. Nichts denken müssen. Mich unter der Bettdecke verkriechen… verstecken! Verstecken vor dem leeren Haus, dem leeren Körbchen, der Stille.

Überall bist du… und doch nicht mehr hier. Am Schlimmsten ist das Nachhause-Kommen, hab ich mal gesagt… Nein, das stimmt nicht, es ist das Aufwachen am Morgen danach… und an vielen weiteren Morgen. Ich drehe mich um, ziehe mir die Decke über den Kopf. Dunkelheit. Ich will schlafen… träumen… Nein, Träume leben nicht ewig, denke ich… aber sie verbinden mich mit dir!

© Sylvia Raßloff

Sollte ich jemals die Fähigkeit zu sprechen oder zu schreiben verlieren, hoffe ich inständig, dass jemand versucht, herauszufinden, was ich sagen möchte… und sich die Zeit nimmt, mit mir zu sprechen! Ich hoffe wirklich, dass da jemand ist, der mich liebt und dem ich wichtig bin, auch wenn ich „nur ein Hund“ bin… Oh wie oft mögen Hunde bedauern, dass sie nicht sprechen können… versuchen immer wieder, uns ihre Gedanken zu senden und manchmal scheinen wir auch zu ahnen, dass sie uns etwas zu sagen haben… können sie aber nicht hören, da wir diese Fähigkeit über unsere Sprache einfach irgendwann vergaßen. Doch der liebe Gott hat den Hunden nicht die Voraussetzungen mitgegeben, Worte zu bilden… Mit einer etwas zu langen und recht unbeweglichen Zunge und einer Kehle, die Laute hervorbringt, die nicht annähernd in der Lage sind, all das auszudrücken, was sie uns sagen möchten… bleibt ihnen allein die Möglichkeit der reinen Gesten…

Es ist so Vieles… in ihrem Blick… eine fast unglaubliche Weisheit… So Vieles, was sie wissen und von dem sie uns erzählen möchten… von Schicksal und Gelassenheit, vom Trugschluss der Zeit, von Leben und Sterben und von all dem, was wir nicht wahrnehmen können… Weil wir zu oft mit unseren Gedanken woanders sind, in der Zukunft und in der Vergangenheit, und dabei das Wesentliche verpassen. Sie möchten uns trösten und uns Halt geben, uns sagen, dass das Leben immer einen Weg findet und dass wir selbst Erschaffer unserer Wirklichkeit sind, dass unsere Gedanken den Weg prägen, den wir gehen. Sie möchten uns sagen, dass wir besser zuhören sollen, weil Menschen nicht richtig zuhören können, zu beschäftigt sind und sich nie die Zeit nehmen, sich die ganze Mitteilung anzuhören.

Und sie möchten uns erzählen vom Alleinsein, wie das ist… von dieser Einsamkeit, die sie so gut kennen, wenn die Tür ins Schloss fällt, wie so oft, wenn sie zurückbleiben und keiner mit ihnen spricht. Sie möchten uns bitten, mit ihnen zu sprechen, dann, wenn es wichtig ist, nicht so nebenbei! Sie möchten uns bitten, ihnen zu sagen, was passiert, was los ist… denn es fühlt sich nicht gut an, dieses beunruhigende Gefühl, dieses komische Verhalten von Jemandem, den man sehr liebt. Warum tun wir es nicht? Ihnen zu sagen, warum wir gehen und wann wir zurückkommen werden, dass jemand krank ist oder etwas Schlimmes passiert, dass wir uns Sorgen machen und was sich vielleicht ändern wird… für einen Hund, den wir sehr lieben und der an unserem Leben und an allem, was um uns herum vorgeht, teilhaben möchte! Hunde haben genau wie wir Gedanken, Hoffnungen, Träume und Wünsche und das, worum sich alles dreht, sind wir… die Menschen, die sie lieben und deren Wohl für sie das Wichtigste ist.

Und wenn sie könnten, wenn sie einen Daumen hätten, die Hunde… und wenn es so etwas gäbe… sie würden sogar den Knopf für ihre eigene Sterbehilfe selber drücken, nur, um uns nicht zu belasten, um uns diese Entscheidung abzunehmen… Das waren die letzten Gedanken von Enzo, bevor er sich aufmachte zu den weiten Wiesen und anfing zu rennen… und zu bellen… immer zweimal… der Code für „schneller“ beim Autorennen, so, wie es zwischen ihm und seinem Herrchen abgemacht war. Schneller! … Nun war er endlich auf dem Weg dorthin! Als Mensch wiedergeboren zu werden. Das hatte er in einer Dokumentation über die Mongolei gesehen, dass Hunde als Menschen wiederkommen. Und seitdem ließ er ihn nicht mehr los… dieser Traum… eine Sprache zu haben und einen Daumen…

Er hatte versucht, alles zu lernen, was man wissen muss, denn nicht alle Hunde werden als Menschen wiedergeboren, sagen die Mongolen. Nur die, die bereit sind. Und er war bereit… hatte unendlich viele Stunden vor dem Fernseher verbracht, den sein Herrchen für ihn anließ, wenn er allein war… hatte all die Sendungen gesehen, sich alles eingeprägt für die Zeit danach… Am liebsten mochte er jedoch Autorennen, die Abende, wenn sie beide zusammen waren und sein Herrchen mit ihm redete, wie mit einem Menschen. Ihm alles erklärte, wie man sich verhalten muss, als Fahrer und was zu beachten ist. Der Wagen folgt dem Blick… und so vieles mehr, war auf das Leben übertragbar, hatte er festgestellt… und immer versucht, ganz nah bei den Menschen zu sein, um ihren Gesprächen zu lauschen. Doch es gibt Momente, die ihnen verwehrt bleiben, Orte, wo sie nicht dabei sein dürfen … weil sie nur Hunde sind…

Das Krankenhaus, wo sein Frauchen im Sterben lag, der Gerichtssaal, als alles aus den Fugen geriet und er sich solche Sorgen machte um die kleine Zoe, um sein Herrchen, und er wieder allein war, im Haus, im Auto, wenn die Tür ins Schloss fiel und ihn zurückließ. Wenn die Minuten zu Stunden wurden und keiner mit ihm redete, keiner ihn verstand. Wenn er doch nur reden könnte, hätte er ihnen von der Krankheit erzählen können, die in seinem Frauchen ihren zerstörerischen Anfang nahm, lange bevor es irgendwelche Anzeichen gab. Wenn er doch nur reden könnte… doch ihm blieben nur die reinen Gesten. Wenn er doch nur reden könnte, hätte er seinem Herrchen sagen können, dass man niemals aufgeben darf, auch wenn alles verloren scheint, für das zu kämpfen, was einem wichtig ist, dass es immer eine Hoffnung gibt… Der Wagen folgt dem Blick!

Doch das Wichtigste, was er in all der Zeit gelernt hatte, war… dass es keine bösen Zebras gibt, die zum Leben erwachen… keine Dämonen, die uns Angst machen können, wenn wir es nicht zulassen! Und dass, wenn einem selbst jemals geholfen wurde, man diese Hilfe irgendwann weitergibt, jemandem die Hand reicht, der es dringend braucht… Und das war auch der Moment, von dem er so sehr träumte… dass er seinem Herrchen irgendwann als Mensch gegenüber stehen und ihm die Hand geben könnte mit den Worten „Ach ja… Ich soll Sie grüßen… von Enzo!“.

© Sylvia Raßloff

http://www.amazon.de/Enzo-oder-Kunst-Mensch-sein/dp/3426500191/ref=sr_1_2?ie=UTF8&qid=1394808963&sr=8-2&keywords=Enzo

 

 

Das Ticket zum Land hinter der Regenbogenbrücke

Den Telefonhörer noch in der Hand, stehe ich da und weiß, dass nun die Zeit des Abschieds gekommen ist… Eigentlich hatte ich das Ticken der Uhr, des letzten Countdowns, schon die ganze Zeit gehört, wenn ich meinen über alles geliebten Hund die letzten Wochen beobachtete… Hoffte, dass ich mir die Beschwerden, die sich auf seinem Gesicht spiegelten, wenn er sich vorsichtig seine Position auf seinem Liegeplatz suchte, nur einbildete. Im Nachhinein gesehen gab es viele Hinweise. Ja, er war alt geworden und eigentlich war die Untersuchung reine Routine, redete ich mir ein, doch ich hatte gespürt, dass etwas nicht stimmte. Nun habe ich das Ticket zum Land hinter der Regenbogenbrücke bekommen und niemand kann mir sagen, wann der Flug für die lange Reise nach Hause starten würde. Noch klingen die Worte des Tierarztes in meinem Ohr. Es sei schwer, zu sagen, wie lange es dauert… wie lange das Leben noch erträglich sein würde, bevor es erbärmlich wird für meinen Hund… für meinen treuen Wegbegleiter. So viele Jahre… denke ich, während Tränen über meine Wangen laufen, als hätten sie nur auf diesen Augenblick gewartet.

So oder ähnlich beginnt für viele von uns die Zeit des Abschieds. Bereits, wenn wir ein Tier zu uns holen, wissen wir, dass es uns nicht unser ganzes Leben lang begleiten wird. Doch für die Bereicherung, die wir durch unsere Tiere erfahren, sind wir bereit, unsere Herzen zu verschenken, wohl wissend, dass sie irgendwann unweigerlich gebrochen werden. Mit den Jahren, die unser Tier ganz selbstverständlich an unserer Seite ist, wächst unsere Liebe und unsere Bindung zu ihm mehr und mehr, und wir versuchen tapfer, die ersten weißen Härchen zu ignorieren, hoffen, dass das Unausweichliche noch Jahre entfernt ist. Irgendwann müssen wir aufwachen, aus diesem Traum, werden unsanft geweckt… durch eine Diagnose oder dass unserem Tier plötzlich die Beine versagen… und mit einem Mal sehen wir vor uns einen alten Hund mit weißem Gesicht und trüben Augen, der doch eben noch ganz jung gewesen war… Von diesem Zeitpunkt an müssen wir uns mit dem Tod auseinandersetzen, ob wir wollen oder nicht.

Es ist die Zeit, vor der wir uns so lange gefürchtet hatten… die Zeit der stillen Dialoge, die Zeit der Gedanken und Erinnerungen. Es reicht, einfach nur beisammen zu sein und die Gegenwart des anderen zu spüren, sich jede Kleinigkeit einzuprägen, wie es sich anfühlt, um es festzuhalten, für die Zeit danach… wenn der, der da neben uns geht, irgendwann nur noch im Geiste bei uns sein wird. Wir möchten die Zeit zurückdrehen, haben das Gefühl, dass es noch so viel zu sagen gibt, möchten uns für Fehler entschuldigen, die wir machten, als wir es damals, vor langer Zeit, einfach nicht besser wussten… und plötzlich kommt die Angst, dass die Zeit nicht reichen wird… denn der Tod sitzt auf unserer linken Schulter und die Uhr tickt unaufhaltsam weiter.

Der richtige Zeitpunkt

Eines Morgens wache ich auf und gehe verschlafen in die Küche. Plötzlich beginnt mein Herz zu rasen, als ich merke, dass mein Hund mir nicht wie gewohnt gefolgt war. Ich beruhige mich erst, als ich ihn entspannt schlafend in seinem Bettchen vorfinde, weil er einfach nur den Wecker nicht gehört hatte. Was wäre, wenn er jetzt tot gewesen wäre? Wir haben uns doch gar nicht verabschiedet… Es war doch noch nicht der richtige Zeitpunkt! Doch gibt es tatsächlich einen richtigen Zeitpunkt für das Sterben? Kommt der Tod nicht immer zu früh oder zu spät oder einfach zur falschen Zeit?

Lange versuchen wir mit allen Mitteln, den Tod von uns und unseren Lieben fernzuhalten, sind scheinbar zu beschäftigt, bis er plötzlich vor der Tür steht, wie ein Dieb in der dunklen Nacht. Die Tatsache, vielleicht über Leben und Tod unseres treuen Begleiters entscheiden zu müssen, bereitet uns große Probleme. „Werde ich es wissen, wenn der Zeitpunkt gekommen ist?“ ist eine der Fragen, die wir uns immer wieder stellen. Auf gar keinen Fall möchten wir ihn leiden lassen, ihm große Schmerzen und einen unwürdigen Tod ersparen. Der Wunsch, dass unser altersschwacher Gefährte eines Tages einfach tot auf seinem Lieblingsplatz liegt und uns die schwerste aller Entscheidungen abnimmt, geht leider selten in Erfüllung.

In den meisten Fällen ist das Sterben keine einfache Sache. Oft ist es eine lange Leidenszeit, in der wir früher oder später unserem Tierarzt die Frage stellen „Soll ich ihn nun von seinem Leiden erlösen?“ Wir brauchen Hilfe, weil wir so eng mit unserem Tier verbunden sind, dass wir nicht mehr klar sehen können. Tatsächlich ist es die größte Schwierigkeit, bei der Pflege eines sehr kranken oder alten Tieres, ein klares Bild von ihm zu behalten, da unsere Herzen es verwischen möchten. „Ist mein Tier bloß alt und gebrechlich oder leidet es? Hat es trotz aller Einschränkungen noch Lebensqualität… oder ist das Dasein zur Qual geworden? Sind da Schmerzen und wenn ja, inwieweit ist es noch erträglich?“ sind die Fragen, auf die wir verzweifelt eine Antwort suchen.

Tatsächlich ist es ein Privileg unserer Tiere, dass sie von ihrem Leiden erlöst werden können, wir ihnen ein schreckliches Ende ersparen können. Die Vorstellung, unser Tier auf einer nächtlichen Fahrt in die Tierklinik qualvoll sterben zu sehen, ist unerträglich. Glücklich schätzen können wir uns, wenn wir in dieser Situation einen Tierarzt haben, der uns und unser Tier schon viele Jahre kennt, mit dem wir vertrauensvoll all unsere Fragen und Ängste besprechen können. Aber auch der intuitive Einblick in das Wohlbefinden unseres Tieres mithilfe der Tierkommunikation kann zusätzlich eine große Hilfe sein. Manchmal ist es überraschend, zu hören, wie gut die Tiere mit Alter und Krankheit umgehen und dass sie noch gar nicht daran denken, sich zu verabschieden. Tiere müssen nicht in jedem Fall von ihren Leiden erlöst werden. Sie sind sehr wohl imstande, ihren eigenen Tod zu wählen. Ein Tier im Sterben zu begleiten, kann ein sehr erfüllendes Erlebnis und eine tiefgreifende Erfahrung sein.

Doch oft bestätigt sich unser Gefühl, dass unser Tier bereits alles gegeben hat, des Kämpfens müde ist und mehr als bereit ist, zu gehen. Es ist wichtig, diese letzte Entscheidung nicht nur vom Kopf her zu treffen, denn der Kopf mit seinem brillanten Verstand hat hier nichts zu suchen. Nur das Herz weiß um den richtigen Zeitpunkt. Angesichts des Leidens ist der Kopf schnell bereit, zu handeln, während das Herz etwas länger braucht. Hier hilft es, sich Zeit zu nehmen, bei seinem Tier zu sein, sich hineinzufühlen, die Stille zuzulassen und ganz tief in sich hineinzuhören, denn Abschiednehmen und Loslassen ist ein wichtiger Vorgang… und wer es schafft, sein geliebtes Tier wirklich gehen zu lassen, erleichtert diesem das Sterben. Die Tiere sind oft so eng mit uns verbunden, dass sie in eine große Unruhe und Verzweiflung geraten, wenn sie spüren, dass wir noch nicht bereit sind, sie gehen zu lassen.

Wir sollten uns von niemandem drängen lassen und wenn es irgend geht, die Umstände, unter denen wir Abschied nehmen, bestimmen können, um das Leben unseres jahrelangen Begleiters nicht von jetzt auf gleich in einer Box in der Tierklinik zu beenden. Denn in dieser Phase heißt es, sehr behutsam vorzugehen und im Zweifelsfall immer zu warten, bis wir mit den Gedanken im Reinen sind und auch das Herz soweit ist, da durch eine vorschnelle Entscheidung Schuldgefühle zurückbleiben können, die uns noch lange schwer belasten. Warten heißt nicht, nichts zu tun und der Verantwortung auszuweichen, sondern sich intensiv mit dem Tod und dem Verlust auseinanderzusetzen, um dann ehrlich, gesammelt und mit dem Herzen Abschied nehmen zu können, dem Tier die Erlaubnis zu geben, sich von dieser Welt zurückzuziehen!

Verabredung im Universum

Eine Freundin saß nach dem Tod ihres Hundes unter Tränen bei ihm und befreite seine Pfotenballen von verfilzten Fellknoten, die sich in den letzten Wochen durch seinen schlurfenden Gang, zu dem ihn seine körperlichen Gebrechen gezwungen haben, gebildet hatten. Warum hatte sie das nicht bemerkt? Es war ihr das Wichtigste, in diesem Moment, dieser letzte Beweis ihrer Liebe, bevor sein Körper für immer in der Erde begraben sein würde. Die anderen Hunde der Familie nahmen, nachdem sie ihn noch einmal neugierig beschnüffelt hatten, keinerlei Notiz mehr von ihm, als wollten sie sagen „Es ist gut. Die Seele hat sich auf den Weg gemacht. Das da ist nur noch eine leere Hülle.“

Ich weiß, dass unsere Tiere mehr sehen und wahrnehmen können von der anderen Welt. Vielleicht ist das auch der Grund, warum Tiere weniger Angst vor dem Tod haben, als wir Menschen. Die Tiere wissen um die tiefe Bedeutung von Leben und Sterben als Teil des normalen Kreislaufs in der Natur. Sie wissen, wann es Zeit ist, zu gehen. Oft sind sie so ruhig und gefasst, wenn der Zeitpunkt gekommen ist, sich von dieser Welt zu verabschieden, dass man sich genau in dem Moment ganz sicher ist, dass sie um diese – mit unserer heutigen Wissenschaft nicht nachweisbare – geistige Dimension wissen, wo noch viel spannendere Abenteuer auf uns alle warten, wenn wir unseren physischen Körper verlassen.

Wenn wir uns entschieden haben, den letzten Gang mit unserem Tier zu gehen, es ohne Kampf und weitere Schmerzen gehen zu lassen und in aller Ruhe Abschied genommen haben… alles gesagt haben, was wichtig war, breitet sich eine fast unwirkliche – mit dem bloßen Verstand kaum fassbare – friedliche Atmosphäre aus. Wir halten unser Tier in den Armen und es gibt keine Zweifel mehr. Der letzte Blick unseres Gefährten ist ruhig und vertrauensvoll… als begrüße er den Tod als Befreiung seiner Seele, bevor die letzte Spritze den letzten Atemzug aus dem über alles geliebten Körper entweichen lässt. Und ganz plötzlich, als hätte jemand einen Schleier weggenommen, liegt vor uns der wunderschöne makellose Körper unseres Tieres, als wäre es um Jahre verjüngt… all die Zeichen von Krankheit, Schmerz und Alter, sind wie weggewischt… als würde es nur schlafen, friedlich und entspannt, zum letzten Mal.

Das ist der Augenblick, in dem uns eine tiefe Gewissheit erfüllt, dass es richtig war. „Ja, heute war ein guter Tag zum Sterben.“ Ganz leise mischt sich in die Trauer auch Erleichterung. Das war der Moment, den wir so lange gefürchtet, mit so vielen Tränen erwartet hatten. Irgendwann wird es immer weniger weh tun im Herzen… Dankbar werden wir zurückdenken an jeden Augenblick, den sie bei uns gewesen sind. Irgendwann…

Die Frühlingsblumen blühen und ich sitze in der Nähe deiner letzten Ruhestätte, denke an die bedingungslose Liebe, die du mir jeden einzelnen Tag deines Lebens geschenkt hast. Was würde ich dafür geben, dich noch einmal zu umarmen, dein weiches Fell zu spüren… Ich weiß, dass es nur dein Körper ist, der da kalt und steif in der Erde liegt. Das bist nicht mehr du. Deine Seele, sie ist jetzt dort, wo es keine Schmerzen mehr gibt. Auf den grünen Wiesen dort irgendwo im Himmel… in dieser unsichtbaren Welt, von der die Menschen erzählen, die diese Grenze zwischen Leben und Tod schon einmal überschritten haben, dass es dort so wunderschön ist, dass man gar nicht mehr zurückkehren möchte. Es ist diese andere Ebene der Existenz, aus der wir in unsere sichtbare Welt inkarnieren… und in die wir nach unserem Tod wieder zurückkehren…. Es ist unser aller wahres Zuhause.

Viele Menschen berichten davon, dass sie ihre Tiere noch lange, nachdem sie gegangen sind, sehen, hören und fühlen können. Auch ich höre oft noch deine Krallen auf dem Boden hier im Haus, kann den typischen Geruch deines Fells riechen… Und wir treffen uns nachts in meinen Träumen. Da stehst du wieder vor mir, mit wedelnder Rute und leuchtenden Augen. Dein Fell hat einen wunderschönen Glanz und du lachst mich an, wie früher… forderst mich zu unserem alten Spiel auf. Und wenn ich aufwache, bin ich mir sicher, dass du noch da bist und dass sich unsere Seelen wieder finden werden, hier oder irgendwo da draußen… im Land hinter der Regenbogenbrücke.

© Sylvia Raßloff

Dieser und weitere Artikel von mir sind im Jahr 2014 in der Hundezeitschrift „Your Dog“ (http://www.your-dog.at/) erschienen.

Sie sind Seelengefährten… tief drinnen in unseren Herzen, da wo die Liebe ihren Ursprung hat. Sie sind beste Freunde, Beschützer und wunderbare Lebenslehrer, ohne die das Leben einfach nicht so lebenswert wäre. Sie sind Meister des Augenblicks und das Glück auf vier Pfoten. Sie nehmen, was das Leben ihnen gibt und machen das Beste aus jedem Moment. Sie leben im Jetzt, in der Gegenwart, nicht irgendwann. Sie zeigen uns, wie das geht. Sie sind die Liebe selbst, schenken uns ihre Zuneigung, einfach so im Vorübergehen und immer wieder. Bedingungslos. Sie sind die ersten, die alles richtig machen wollen und die, die uns all unsere Fehler verzeihen. Sie sind die, die wirklich wissen wollen, wie es uns geht und die alles wieder gut machen wollen in ihrer unnachahmlichen Art. Sie geben uns Halt, wenn alles um uns herum zusammenzubrechen scheint… sind da, wenn wir nicht mehr weiter wissen… stille Zuhörer, die uns verstehen, weil sie in der Welt der Gefühle zuhause sind. Sie haben keine Hand, um sie uns zu halten, und sie umarmen uns auch nicht… doch sie tun es jeden Tag. Sie sind die ersten, die spüren, wenn es uns nicht gut geht, spenden Trost, wie nur sie es können. Ein Blick, eine sanfte Berührung genügen, um zu sagen „Ich bin für dich da!“ Sie sind die Kraft, die uns trägt, wenn wir es am dringendsten brauchen und das Licht, das uns beflügelt. Sie sind die, die uns immer wieder zum Lachen bringen und die uns zeigen, was ehrliche Freude ist… wenn sie uns jeden Tag, mit jedem Wiedersehen – nach jeder noch so kleinen Trennung – mit strahlenden Augen empfangen. Ihre Liebe stumpft nicht ab. Sie stecken uns an mit ihrer Lebensfreude, mit ihrer Leidenschaft, entführen uns in ihre Welt und lassen uns die Zeit vergessen. Sie verzaubern uns, lenken unseren Blick auf die kleinen Dinge, die so wichtig sind. Wenn wir ihnen folgen und eintauchen in diesen Augenblick… wenn wir zuhören, schweigen, fühlen und alle Sinne öffnen, lernen wir all das, was Menschen uns nicht beibringen können. Sie sind die, die uns niemals belügen und uns zeigen, wer wir wirklich sind. Sie holen uns ab, wenn wir uns verlaufen haben, um uns selbst wiederzufinden. Sie sind die Führer zu unserem Inneren und unsere Verbindung zur Natur. Sie sind unsere Haltestelle im Gedankenkarussell, unser Anker im Gefühlschaos, unser Fluchtpunkt in einer viel zu hektischen Welt… Sie sind die Treue und die Ehrlichkeit, die uns oft so fehlt. Nein, sie sind nicht nur Hunde… sie sind unsere Familie und Teil unseres Lebens, und ja, es tut gut, dass sie keine Menschen sind, weil sie uns oft mehr geben können, uns näher sind, als die meisten von ihnen… weil sie uns niemals enttäuschen und weil sie noch da sein werden, wenn alle uns verlassen haben… Ich wünschte, ich könnte ihre Liebe und ihre Leidenschaft einfangen und auf die Menschen übertragen… die wahre, bedingungslose Liebe der Hunde, ohne die diese Welt und wir Menschen sehr viel ärmer wären.

© Sylvia Raßloff