Ich will nicht aufwachen, denke ich, während der Tag langsam in mein Bewusstsein dringt. Es ist wie immer an diesen Tagen, die Tage vor den großen Prüfungen, den „Challenges“, den großen Herausforderungen, die uns im Leben bevorstehen und plötzlich heute sind, wenn man morgens erwacht … Das Licht dringt sanft durch die geschlossenen Lider und holt mich zurück aus diesem warm eingehüllten Dämmerzustand, in dem man nicht denken muss, wo nur die Träume sind, die wie Nebel durch uns hindurchfließen, uns in eine andere Welt entführen und langsam wieder verschwinden… Doch an diesen Tagen ist es anders. Kein allmähliches in den Alltag hinübergleiten… nein, es schießt plötzlich durch meinen Kopf, was heute für ein Tag ist… Wach! Aber ich will heute nicht aufwachen…

Ich weiß noch genau, welches Lied damals im Radio gespielt wurde und das erst von ferne und dann immer deutlicher an mein Ohr und damit in mein Bewusstsein dringt… „Träume leben ewig, hab ich gedacht… Doch es ist nicht so. Unsre Zeit vergeht nicht, hab ich gedacht, doch es war nicht so. Ich weiß genau, du bist nicht mehr hier…“ Christina Stürmer. Ruckartig öffne ich die Augen, starre an die Decke… Als hätte sie es gewusst. DU bist nicht mehr hier! Ich fasse an mein Herz… es schmerzt… nein, eher ein Ziehen, als wäre ein Stück herausgeschnitten worden. So fühlt es sich an. Ich spüre, wie Tränen heiß an meinen Wangen herunterrinnen. Es tut weh. Meine Augen tun weh. Hatte ich gestern noch geglaubt, alle Tränen leer geweint zu haben? Von wegen… Ich sehe nichts mehr… bin blind. Will nichts sehen! Nicht sehen, wie der Tag beginnt. Nichts denken müssen. Mich unter der Bettdecke verkriechen… verstecken! Verstecken vor dem leeren Haus, dem leeren Körbchen, der Stille.

Überall bist du… und doch nicht mehr hier. Am Schlimmsten ist das Nachhause-Kommen, hab ich mal gesagt… Nein, das stimmt nicht, es ist das Aufwachen am Morgen danach… und an vielen weiteren Morgen. Ich drehe mich um, ziehe mir die Decke über den Kopf. Dunkelheit. Ich will schlafen… träumen… Nein, Träume leben nicht ewig, denke ich… aber sie verbinden mich mit dir!

© Sylvia Raßloff

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3 Kommentare
  1. angela sagte:

    liebe sylvia,
    es passt alles wieder haargenau. ich musste bei deinen zeilen weinen. ich vermisse auch ganz schmerzlich. deine sprüche sind immer so treffend und ich habe auch schon ein paar für meine erinnerungs-cs verarbeitet. vielen dank. es ist schön, einen solchen „schreiber“ wie dich zu kennen.
    alles gute weiterhin.

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  2. Sylvia Marrer sagte:

    Liebe Sylvia, beim lesen deiner Worte rannen mir heisse Tränen übers Gesicht. Der Schmerz über den Verlust unseres kleinen geliebten Yorky “ Filou“ der im vergangenen Jahr mit 13 Jahren über die Regenbogenbrücke ging ist unvermindert gross. Wir vermissen ihn sooooo sehr, jeden Tag, jede Stunde und Minute. Wir fühlen mit dir. Alles Liebe.

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  3. Sylvia sagte:

    GENAU SO ist es, liebe Sylvia! Du hast die Gefühle in meinem Herzen und in meiner Seele in Worte gefasst. Nun sind es fast 3 Jahre, am 25.03.2011 mussten wir unsere Pauli leider gehen lassen… Dieser Schmerz, dieses Ziehen, genau so hat es sich angefühlt, als ob ein Stück von meinem Herz herausgeschnitten wurde… Der schlimme Schmerz ist vergangen – geblieben ist die wehmütige liebevolle Erinnerung an meinen geliebten Seelenhund Pauli – für immer in meinem Herzen, in meiner Seele <3

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