eine einsame kleine Hündin, die lebte in in einer Kiste.

Sie ist ungefähr 4 Jahre alt. Früher einmal hat sie gespielt. Früher einmal hat sie lange Spaziergänge gemacht, zusammen mit ihrem Frauchen, das sie liebte und verwöhnte und ihr Sicherheit und Geborgenheit gab. Sie genossen gemeinsam die Sonne, das Rauschen des Windes in den Baumkronen des Parks, den Plausch mit den Nachbarn und die Nachmittage auf der Bank vorm Haus.

Jetzt liegt die kleine Hündin fast nur noch in dieser Kiste. Irgendwas ist geschehen mit ihrem Frauchen… irgendwas geschieht immer noch. Schon lange gibt es keine Spaziergänge mehr, keine Sonne, keinen Wind, den man sich um die Nase wehen lassen könnte. Sie gehen nie mehr aus. Sie hockt in der Kiste, aus der es kein Entkommen gibt, kann schon bald nicht mehr laufen, nicht mehr gehen, nur mit Mühe noch stehen. Die Krallen an ihren Pfoten werden lang und länger, wachsen in Kringeln unter ihren Ballen heraus. Es tut weh, so furchtbar weh. Ab und zu hebt ihr Frauchen sie aus der Kiste, drückt sie heftig an sich, weint und lacht und krächzt so schaurig, vergräbt ihr Gesicht in ihrem verfilzten Fell, murmelt etwas hinein, lässt sie fallen und vergisst sie auch schon. Wie sehr hat sich ihre Welt verändert. Ihr Frauchen stinkt. Sie selber stinkt. Die Wohnung stinkt. Alles ist dunkel, alles klebt, alles starrt vor Schmutz. In den Ecken lauert der Tod.

Und irgendwann kommen die Fremden, tragen ihr Frauchen hinaus, tragen auch sie hinaus, bringen sie samt ihrer Kiste fort in ein Haus, das sie „Tierheim“ nennen, und sie ahnt schnell, was das bedeutet. Sie ist nur eine unscheinbare kleine Hündin, weiß mit kurzem Fell und schmerzenden Pfoten, und sie zieht sich zurück in die hinterste Ecke des Zwingers, macht sich ganz klein. Sie ist unsichtbar. Wunschlos. Willenlos. Hoffnungslos.

Aber nicht vergessen ….

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Es war einmal …. ein dürrer grauer Windhund, der schleppte sich über die eiskalte Sierra.

Schon lange spürt er keinen Schmerz mehr, achtet nicht auf das Blut, das zwischen den Ballen seiner Pfoten hervorquillt oder den Eiter, der aus seinen Augen tropft. Wann immer er vor Schwäche zusammenzubrechen droht, konzentriert er sich auf seine trockene, geschwollene Zunge, die zwischen den entzündeten Lefzen heraushängt und malt sich aus, wie es sein wird, noch einmal das frische, kühle Wasser aus dem fröhlich glucksenden Fluss zu trinken. Allein dieser Gedanke hält ihn aufrecht, treibt ihn voran.

Wie er der Hölle entkommen ist, weiß er nicht mehr. Der Hölle des Jägers, der Hölle der Schläge, der Kämpfe, des Hungers. Jagen. Rennen. Rennen um sein Leben. Wofür?

Als er seine alten Knochen die Böschung hinaufgeschleppt hat, als er erwartungsvoll und unter Aufbietung aller Kräfte den Kopf durch das Dornengestrüpp zwängt, um einen ersten, sehnsuchtsvollen Blick auf das sprudelnde Funkeln des Flusses zu werfen, trifft es ihn wie ein Keulenschlag: Da ist kein Fluss mehr, kein Glitzern, kein Funkeln. Da ist nur noch Dürre. Steine, Geröll und Sand. Mit einem heiseren Röcheln überlässt er sich der Schwäche seines ausgezehrten Körpers, sinkt zusammen zu einem kleinen Häufchen Grau, ergibt sich und wartet. Er ist unsichtbar. Wunschlos. Willenlos. Hoffnungslos.

Aber nicht vergessen ….

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Es war einmal …. eine junge Mutter, die weinte um ihre Kinder.

Der kalte Boden unter ihren Ellenbogen drückt und scheuert. Ihr Bauch ist nackt, die Wunde nässt und schmerzt. Trotzdem leckt sie die Kleinen liebevoll, versucht tapfer, sie zum Trinken zu ermuntern. Allzu kurz ist die Zeit, die ihnen bleibt, das hat sie längst gelernt. Dann kommen sie und nehmen sie ihr fort.

Sie, das sind die mit den groben Händen, mit den kalten Augen, den harten Stimmen. Sie, die schon so oft sich zu ihr herunterbeugten, wortlos und erbarmungslos. Deren sauren Dunst sie atmen muss, der sie ängstigt und schreckt. Sie, die ihr hier im dunklen, feuchten Keller ab und zu ein paar Brocken hinwerfen. Die sie selbst alle paar Monate dem Rüden vorwerfen. Sie, die sie hin und wieder mit dem kalten Wasserstrahl abspritzen. Die mit Füßen nach ihr treten, wenn sie ihre Kinder nicht hergeben will.

Jetzt haben sie gewonnen. So viele Kinder hat sie geboren, so viele Kinder hat sie verloren. Sie braucht die Augen nicht zu schließen, um nichts mehr zu sehen: Um sie herum ist alles dunkel, immer und jeden Tag. Sie ist unsichtbar. Wunschlos. Willenlos. Hoffnungslos.

Aber nicht vergessen ….

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Nein, nicht vergessen!

Drei Hundeschicksale… stellvertretend für ungezählte andere in Polen, Tschechien, Ungarn, Rumänien, Bulgarien, Griechenland, der Türkei, Italien, Spanien… Überall auf der Welt… und hier bei uns – leiden Tiere… und überall gibt es Menschen, die sich für sie einsetzen… Tierschützer, die trotz aller Widrigkeiten handeln, zupacken, protestieren und kämpfen… wenn es sein muss, auch ganz allein. Menschen, die sich für das Wohlergehen und die Würde der Tiere einsetzen und dafür oft unbeschreibliche Risiken eingehen und vielerlei Verzicht üben… Alles für einen leuchtenden Blick aus den Augen eines Tieres – aus Augen, die schon fast erloschen waren.

Doch diese Menschen brauchen Hilfe, jede Art von Hilfe… unsere Hilfe. Aktive und passive. Finanzielle und materielle. Moralische und ideelle. Sie brauchen unsere Unterstützung, wenn sie weiterhin dafür kämpfen sollen, dass kein Tier mehr vergessen wird. Bitte helft, damit sie weiterhin helfen können! – Danke!

© Sylvia Raßloff

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